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Erste Medaille für Nordkoreaner

Das Paarlaufpaar Ryom Tae-Ok und Kim Ju-Sik erkämpft kurz vor seinem Olympiaauftritt Bronze bei den Vier-Kontinente-Meisterschaften

  • Tatjana Flade, Taipeh
  • Lesedauer: 3 Min.

Nach ihrer Kür in Taipeh wischte sich die nordkoreanische Paarläuferin Ryom Tae-Ok erst einmal ein paar Tränen aus den Augen, denn beim Doppel-Axel war sie kurz zuvor gestürzt. Wenig später konnte die 18-Jährige aber schon wieder strahlen: Gemeinsam mit ihrem Partner Kim Ju-Sik holte sie am Freitag die Bronzemedaille bei den Vier-Kontinente-Meisterschaften, die als Gegenstück zu den Europameisterschaften betrachtet werden. Damit gewannen die Asiaten die erste Medaille für ihr Land bei einem offiziellen Wettbewerb der Internationalen Eislauf-Union (ISU).

Kein anderes Paar hatte bei diesem Wettbewerb für Läufer aus Amerika, Asien, Afrika und Ozeanien größeres Interesse erzeugt, denn Spitzenpaare wie die Weltmeister Sui Wenjing und Han Cong aus China ließen ihn für ihre direkte Vorbereitung auf die Olympischen Winterspiele lieber aus. Ryom und Kim gaben nun also ein Fernsehinterview nach dem anderen, in der Pressekonferenz beantworteten sie Fragen im Blitzlichtgewitter, während die vor ihnen platzierten US-Paare Tarah Kayne/Danny O’Shea und Ashley Cain/Timothy Leduc zu Nebendarstellern wurden.

Die Nordkoreaner meisterten den Medienrummel mit großer Gelassenheit und lächelten freundlich in jede Kamera, sie schienen die neue Aufmerksamkeit sogar etwas zu genießen. Auf dem Eis gingen sie ebenfalls aus sich heraus, ob im Kurzprogramm zum Beatles-Song »A Day in The Life« oder in der Kür zu dem französischen Lied »Je ne suis qu’une chanson«.

»Nach dem Kurzprogramm waren wir auf Platz vier, das fand ich sehr schade und hoffte, dass wir es dann in der Kür besser machen können. Als wir Dritte wurden und die Medaille bekommen haben, war ich sehr glücklich«, kommentierte Ryom. »Die Vier-Kontinente-Meisterschaft war für uns eine Vorbereitung auf die Olympischen Spiele«, ergänzte ihr 25 Jahre alter Partner. »Bei den Spielen wollen wir das tun, was wir im Training machen und hoffen, dass wir unsere Punktzahlen noch verbessern können. Wir erwarten keine Medaille, sondern nur, dass wir uns verbessern.« Die Meisterschaft in Taipeh war aber nicht nur sportlich eine gute Vorbereitung auf die Spiele für die beiden, denn in Südkorea dürfte die Aufmerksamkeit garantiert noch viel größer werden.

Im Sommer durfte das Paar nach Kanada reisen und sich bei Bruno Marcotte, dem Trainer der zweimaligen Weltmeister Meagan Duhamel und Eric Radford, auf die Olympiaqualifikation in Oberstdorf vorbereiten. Die sportliche Quali schaffte das Paar im September - als einzige nordkoreanische Athleten -, danach aber verschwand es von der Bildfläche und der Verband ließ die Anmeldefrist zu den Spielen im Oktober verstreichen. Ryom/Kim kommen trotzdem dank einer Wildcard vom Internationalen Olympischen Komitee nach Pyeongchang.

Aus Nordkorea kamen immer mal wieder Eiskunstläufer, die bei Winterspielen starteten, doch eine Medaille bei einer ISU-Meisterschaft gewann keiner von ihnen. Marcotte hatte es bereits im Herbst prophezeit: »Sie arbeiten hart, sind unglaublich wissensdurstig und haben das Potenzial, Medaillen zu gewinnen.« dpa/nd

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