Wenn die Eltern sich über das Schulzeugnis beschweren

Nordrhein-Westfalen: Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft registriert einen Anstieg der Einsprüche gegen Zensuren

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Münster. Egal, ob Medizinstudienplatz oder die Ausbildung zum Mediengestalter: Um in beliebten Berufen Fuß zu fassen, brauchen Jugendliche häufig gute Noten. Nun rückt die Ausgabe der Halbjahreszeugnisse näher - und viele Eltern schauen wieder ganz genau hin. Und längst nicht immer werden die Zensuren einfach akzeptiert. Werden Noten als ungerecht empfunden, legen Eltern durchaus Beschwerde oder Widerspruch ein. Laut der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Nordrhein-Westfalen kommt das in den letzten Jahren immer häufiger vor.

»Nach unserem Eindruck stellen Eltern öfter als früher die Kompetenz der Lehrkräfte infrage«, sagt Berthold Paschert, Sprecher der GEW NRW. Häufigere Beschwerden seien die Folgen.

Wer sich gegen Noten zur Wehr setzen will, muss sich in einem ersten Schritt an die Schule wenden. Wie viele Beschwerden gegen Noten es NRW-weit an den Schulen gibt, lässt sich nicht sagen. Kommt die Schule jedoch zur Auffassung, korrekt benotet zu haben, und die Eltern halten am Widerspruch gegen die Note fest, prüft in einem zweiten Schritt die Bezirksregierung. Die Zahlen der Bezirksregierungen liegen vor - und hier gibt es NRW-weit kein einheitliches Bild.

Im Regierungsbezirk Detmold ist die Zahl der Widersprüche von Eltern gegen Noten deutlich angewachsen. Pro Schuljahr wurden in den vergangenen Jahren rund 80 Widerspruchsverfahren per Bescheid abgeschlossen, wie ein Sprecher der Bezirksregierung Detmold mitteilte. Diese Anzahl sei seit Jahren konstant geblieben. Im Schuljahr 2016/17 sei sie dann auf 112 abgeschlossene Widerspruchsverfahren angestiegen. Es bleibe abzuwarten, ob dies ein Trend sei, sagte der Sprecher weiter.

In den drei Regierungsbezirken Köln, Münster und Arnsberg war die Anzahl der Widerspruchsverfahren dagegen zuletzt rückläufig. In Köln gab es im Schuljahr 2015/16 über alle Schulformen hinweg 258 Vorgänge, im Schuljahr 2016/17 waren es 214. Im Regierungsbezirk Münster wurden im Schuljahr 2015/16 noch 80 Widersprüche registriert, im Schuljahr 2016/17 dann 72. In Arnsberg waren es im Schuljahr 2013/14 noch 192 Widersprüche und Beschwerden, im Schuljahr darauf 130. 2016/2017 wurden dann 122 Widersprüche und Beschwerden registriert. Der Bezirksregierung Düsseldorf lagen keine Zahlen vor.

Bei den Bezirksregierungen lässt sich also kein gemeinsamer eindeutiger Trend feststellen. Trotzdem ist nicht ausgeschlossen, dass Eltern sich häufiger beschweren. Denn es ist denkbar, dass sich immer mehr Eltern und Lehrer bereits in einem frühen Stadium einigen und der Streit nicht bis zur Bezirksregierung gelangt.

Zu den Erfolgsaussichten von Eltern mit solchen Widersprüchen lässt sich auch noch etwas sagen: Zumindest im Regierungsbezirk Detmold sei ein Widerspruchsverfahren in vielen Fällen nicht erfolgreich, erklärte ein Sprecher. Notenkorrekturen kämen seitens der Bezirksregierung nur vereinzelt vor. Im Schuljahr 2016/17 habe es 16 Fälle gegeben - bei 112 Verfahren. Die Eltern können dann noch klagen. Im Regierungsbezirk Detmold gab es im Schuljahr 2016/17 laut dem Sprecher acht Klageverfahren, von denen zwei durch einen Vergleich beendet wurden. Die übrigen seien noch nicht entschieden. dpa/nd

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