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  • Russische Athleten bei Olympia

Während der Sport schon feiert, bleibt es politisch brisant

Der IOC-Präsident lobt »beste Bedingungen« / Russische Sportler klagen weiter auf ihren Olympiastart

  • Nikolaj Stobbe, Pyeongchang
  • Lesedauer: 3 Min.

Erst kurz vor Beginn der Olympischen Winterspiele am Freitag soll endgültig feststehen, wie viele russische Sportler in Pyeongchang starten dürfen. »Ich hoffe, dass wir die Ergebnisse vor der Eröffnungsfeier erhalten«, sagte Thomas Bach am Mittwoch in Pyeongchang. Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) hat sich mit dem Durcheinander abgefunden. »Wir haben das Timing nicht in der Hand«, meinte er. Die Russen hätten »ein Recht auf faire Anhörungen«, deshalb würden sich die Entscheidungen so lange hinziehen. »Am Donnerstagabend oder Freitagmorgen werden die Ergebnisse bekannt gegeben«, teilte der Internationale Sportgerichtshof CAS mit.

Bislang dürfen 169 russische Athleten in Pyeongchang unter neutraler Flagge und als »Athleten für Russland« starten. Insgesamt weitere 47 russische Athleten haben in den letzten Tagen beim CAS Klage eingereicht, um doch noch eine Einladung für die 23. Winterspiele zu erhalten. Sie waren wegen Dopingvergehens bei den Heimspielen 2014 in Sotschi gesperrt. Zunächst hatte am Dienstag eine Gruppe von 32 Athleten das Ad-Hoc-Gericht des CAS angerufen, darunter Shorttrackikone Wiktor Ahn und Biathlonstar Anton Schipulin. Einen Tag später folgte eine Gruppe mit 15 Russen, zu denen auch die Sotschi-Olympiasieger Alexander Legkow (Langlauf) und Alexander Tretjakow (Skeleton) gehören.

Für Thomas Bach war es wichtig, dass er für seinen Kurs in der Russland-Frage die Unterstützung der IOC-Vollversammmlung erhalten hat. »Darüber sind wir glücklich«, sagte der 64-Jährige, nachdem die Session der IOC-Führung bei einer Abstimmung mit nur zwei Enthaltungen nahezu komplette Rückendeckung gegeben hatte.

Auch personell lief es für den IOC-Präsidenten auf der 132. Session Pyeongchang nach Wunsch. In dem Chinesen Yu Zaiqing wurde einer seiner vertrauten Mitstreiter als Vizepräsident für vier weitere Jahre bestätigt. Zudem entschied das IOC, dass die Jugend-Sommerspiele erstmals nach Afrika vergeben werden. Olympia bleibt auf Expansionskurs. Für die nächste Austragung im Jahr 2022 ist der Senegal Favorit. Bach erklärte auch, dass er mit großer Freude den Wettkämpfen ab Freitag in Pyeongchang entgegenfiebern würde. »Ich habe einige Wettkampfstätten gesehen und gestaunt. Das sind die besten Bedingungen, die es bislang bei Winterspielen gab«, meinte Bach. Der Start der nordkoreanischen Mannschaft freue ihn besonders. Das politisch mit dem Süden verfeindete Land wird mit 22 Athleten in fünf Disziplinen an den Spielen teilnehmen. Dazu kommt eine Delegation aus Künstler, Funktionären und Medienvertretern.

Doch über das Mitwirken des Nordens sind nicht alle glücklich. Mehrere hundert meist konservative Südkoreaner hatten im Hafen von Mukho in der Nähe von Pyeongchnag protestiert, als eine Gruppe von 120 Cheerleadern aus dem Norden mit dem Schiff anlegte. Sie zeigten Bilder des südkoreanischen Diktators Kim Jong Un, die mit einem großen X durchkreuzt waren, und verbrannten koreanische Einheitsflaggen.

Der Norden reagierte mit wüsten Beschimpfungen. Das sei der »Krampf der Psychopathen«, hieß es aus Pjöngjang. »Jede Beleidigung der herrschenden Kim-Dynastie provoziert den Zorn des Nordens«, drohte das politisch isolierte Land und bezeichnete die Teilnehmer an der Protestaktion als »menschlichen Abschaum«. SID/nd

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