Saubere Luft für alle

UmweltaktivistInnen und AnwohnerInnen der Leipziger Straße demonstrieren gegen Lärm und Autoabgase

  • Marie Frank
  • Lesedauer: 3 Min.
Wer an der Leipziger Straße die Straße überquert, muss höllisch aufpassen, nicht von einem abbiegenden Auto erfasst zu werden – grüne Ampel hin oder her. Wem das unversehrt gelungen ist, der kann zwar vor Erleichterung ausatmen, das Einatmen birgt wiederum ebenfalls einige Risiken: »Wir haben in der Leipziger Straße Stickoxid-Messwerte, die bis zu 18 Mikrogramm pro Kubikmeter über den Grenzwerten liegen«, sagt Kerstin Doerenbruch, Sprecherin von Greenpeace Berlin. »Bereits ab zehn Mikrogramm steigt das Asthma-Risiko bei Kindern um 15 Prozent.« Auch die Gefahr eines Herzinfarktes erhöhe sich signifikant. »Die Politik muss da endlich handeln«, fordert sie.

Mit dieser Ansicht ist Doerenbruch nicht alleine. Am Donnerstagmittag blockierten rund 50 AnwohnerInnen und UmweltaktivistInnen die Kreuzung Leipziger Straße/Charlottenstraße. Für 15 Minuten ist zumindest ein kleiner Abschnitt der teilweise sechsspurigen Fahrbahn gesperrt. Trotz klirrender Kälte tragen Greenpeace-AktivistInnen beige Unterhemden mit einer aufgedruckten blauen Lunge und halten Schilder mit der Aufschrift »Luft ist Leben« in die Höhe.

»Im Endeffekt ist das hier eine Stadtautobahn«, meint Stefan Lehmkühler vom Netzwerk Fahrradfreundliche Mitte, das zusammen mit dem Verein Changing Cities zu der Protestaktion aufgerufen hat. Die rund 6500 AnwohnerInnen seien Tag und Nacht einer »unerträglichen Dauerbeschallung und Vergiftung durch Autoabgase« ausgesetzt. Die Kundgebung auf der Kreuzung sei nur der Auftakt vieler weiterer Aktionen, kündigt er an. Lehmkühler, Anwohner der Leipziger Straße, und seine MitstreiterInnen wollen so die Senatsverwaltung zum Handeln bewegen.

Große Hoffnungen setzt das Netzwerk Fahrradfreundliche Mitte in das Mobilitätsgesetz, das am Dienstag vom Senat beschlossen wurde und nun dem Abgeordnetenhaus zur Beratung vorliegt. Das Netzwerk hat selbst lange dafür gekämpft. Es ist lokaler Ableger der Initiative für einen Fahrradvolksentscheid, der an der Ausarbeitung des Gesetzentwurfs beteiligt war. Das Mobilitätsgesetz soll Radfahrern zu mehr Rechten im Straßenverkehr verhelfen. Unter anderem sieht es für Hauptverkehrsstraßen geschützte, mindestens zwei Meter breite Radstreifen vor. Das wünscht sich Lehmkühler auch für die Leipziger Straße. »Wir wollen eine Kombination aus geschütztem Radweg an der Seite, einer Straßenbahntrasse und einer Fahrspur in der Mitte.«

Zeitgleich zur Protestaktion gegen die hohe Luftverschmutzung in Berlin verhandelt das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig über Diesel-Fahrverbote für bessere Luft in Städten. Am Nachmittag vertagte das Gericht seine Entscheidung auf kommenden Dienstag. Für Lehmkühler spielt das nur eine untergeordnete Rolle. Zwar würden Diesel-Verbote durchaus etwas bringen, doch selbst wenn entschieden würde, dass Fahrverbote nicht zulässig sind, hieße das ja nicht, dass die Situation in der Leipziger Straße bleiben dürfe wie sie ist. »Unabhängig von dem Urteil muss hier etwas passieren.«

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal