nd-aktuell.de / 07.03.2018 / Ratgeber / Seite 27

Das Klima wird rau um die Cyber-Konkurrenz

Bitcoin - die Krypto-Währung aus dem Automaten?

Hermannus Pfeiffer

Bitcoin-Fans sollten einmal ins Ausland reisen. Will ein Anleger seine virtuellen Münzen in echtes Geld tauschen, hat er zwei Möglichkeiten: Er verkauft sie über eine Krypto-Anlagenbörse und wartet mehrere Tage, bis das Geld auf seinem Konto gutgeschrieben wird. Oder er geht den schnelleren Weg und lässt sie sich an einem Geldautomaten direkt in barem Geld auszahlen.

Dazu müsste er aber zunächst in Länder wie die Schweiz, Großbritannien oder die Vereinigten Staaten aufbrechen. Immerhin, auch in vielen Staaten der EU gibt es Bitcoin-Automaten - in Deutschland nicht. Die Bundesfinanzaufsicht Bafin in Frankfurt am Main hat bislang, trotz wiederholter Versuche von Bitcoin-Anbietern, eine Genehmigung solcher »Geldautomaten« verweigert.

Über Einweg-Automaten beispielsweise in Österreich ist nur der Kauf von Bitcoin mit Bargeld möglich. Mit Zweiweg-Automaten können die Kryptoanlagen auch in Bargeld gewechselt werden. Dem Branchendienst »Coinatmradar« zufolge gibt es weltweit bereits mehr als 2000 Automaten dafür, ein Drittel davon sind Zweiweg-Geräte. Die Gebühren für Kunden sind vergleichsweise hoch. Laut Coinatmradar verlangen die Betreiber im Schnitt acht Prozent.

Der Weg zum virtuellen Geld ist umständlich

Doch wie kommt man in Deutschland an eine der populären virtuellen Währungen heran? Voraussetzung ist der Besitz einer »Wallet«, einer elek-tronischen Geldbörse. Grundsätzlich funktioniert eine Wallet ähnlich wie ein Wertpapierdepot, über das Anleger ihre Aktien, Anleihen oder andere Finanzprodukte verwalten. Die dafür benötigte Software ist für alle gängigen Smartphones und PC-Betriebssysteme im Internet leicht erhältlich. Das gilt für alle Cyber-Währungen.

Der einfachste Weg, um ans Geld zu kommen, besteht dann darin, bereits existierende Bitcoins von anderen zu erwerben. Dies kann entweder unter Privatpersonen oder über Handelsplattformen für Kryptowährungen, wie etwa bitcoin.de oder bitpanda.com, erfolgen (oder im Ausland eben über Bitcoin-Automaten).

Auf den verschiedenen Handelsplattformen können Bitcoin und Consorten dann auch später wieder in klassische Währungen zurückgetauscht werden. Dabei können sich die Gebühren sowie die zu erzielenden Kurse mitunter deutlich unterscheiden. Ein Vergleich der Angebote und Plattformen ist daher für kritische Verbraucher Pflicht.

Bitcoin ist eine spekulative Anlage

Doch Vorsicht! Kryptowährungen sind keine Währungen wie jede andere. In der Sache sind es weniger Zahlungsmittel als eine riskante Finanzinvestition. Bundesbanker Carl-Ludwig Thiele warnt daher. »Der Bitcoin ist eine spekulative Anlage«, sagte er in einem Zeitungsinterview.

Von einer echten Währung könne man nicht sprechen. Bitcoins würden nämlich nur selten dazu genutzt, Waren und Dienstleistungen zu bezahlen. Besitzer horten ihre Bitcoins und hoffen auf Wertsteigerungen - das sei eine riskante Spekulation. Gefahren für die Stabilität der internationalen Finanzmärkte durch Digital-Währungen sehen die meisten Zentralbanken aktuell nicht. »Derzeit sind die Risiken noch begrenzt«, heißt es aus der Bundesbank.

Die Deutsche Zentralbank - wie auch andere Experten - macht sich allerdings für einen besseren Verbraucherschutz stark. Dafür seien umfangreichere Informationen für mögliche Anleger wichtig. Zudem müssten bestehende Geldwäschevorschriften durchgesetzt werden, mahnt zudem die Bundesbank. Es müsse so unter anderem verhindert werden, dass Digital-Währungen zur Terror-Finanzierung eingesetzt würden.

Neues Finanzinstrument stärker ins Visier nehmen

Mittlerweile nehmen Währungshüter die Cyber-Konkurrenz ernst. Notenbanker und Finanzpolitiker in aller Welt fordern, die neuen Finanzinstrumente stärker ins Visier zu nehmen und einer Aufsicht zu unterwerfen. Die südkoreanische Regierung hatte als erste angekündigt, schärfer gegen illegalen und unfairen Handel mit Cyber-Devisen vorzugehen. Auch Frankreich und Deutschland pochen mittlerweile auf ein Ende der unregulierten Zeiten für Internet-Währungen wie Bitcoin.

In einem gemeinsamen Brief an die argentinische G20-Präsidentschaft forderten beide Staaten im Februar, das Thema Risiken und Chancen der Kryptowährungen sowie der dahinterstehenden Technologien (»Blockchain«) auf die Agenda des Finanzministertreffens der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer im März 2018 in Buenos Aires zu setzen. Das Ergebnis soll ein international abgestimmtes Handeln werden.

Bitcoin waren zuletzt extremen Schwankungen ausgesetzt. 2017 stiegen sie immer weiter - zeitweise bis auf umgerechnet rund 20 000 Dollar (über 16 000 Euro), sackten dann aber auf unter 6000 Dollar ab.