Opposition muss sich neu formieren

Der Tod von Morgan Tsvangirai reißt eine Lücke

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 2 Min.

Den Sturz von Robert Mugabe hat er noch erlebt, die für Sommer 2018 geplanten Neuwahlen wird er nicht mehr erleben. Die Rede ist von Morgan Tsvangirai, der im Februar in Folge eines Krebsleidens verstarb. Tsvangirai stand für viele Menschen in Simbabwe für Wandel, Demokratie und Neuanfang und war vor allem um die Jahrtausendwende die unumstrittene Galionsfigur der Opposition. Tsvangirai wollte bei den bevorstehenden Wahlen trotz seiner Erkrankung kandidieren.

Der 65-jährige ehemalige Gewerkschaftsführer hatte ein hohes Ansehen, weil er einen hohen persönlichen Preis für seinen Widerstand gegen den Autokraten Mugabe gezahlt hat: von Folter bis zu verbrieften Mordversuchen.

In die Parteipolitik wechselte Tsvangirai 1999, als er die MDC mit gründete. Nach von Manipulationsvorwürfen überschatteten Wahlen 2008 und einer monatelangen Patt-Situation wurde Tsvangirai 2009 in einer Einheitsregierung mit Mugabe Ministerpräsident. Bereits 2005 hatte sich die MDC in eine MDC-Tsvangirai und eine MDC-Ncube, die von dem Geschäftsmann Welshman Ncube geführt wird, geteilt.

In der MDC-T ist die Nachfolge von Tsvangirai pro forma inzwischen geregelt, aber nicht im Konsens. Einen Tag nach dem Tod von Tsvangirai wurde Nelson Chamisa (40) zum Nachfolger bestimmt. Er wird bei der im Juli oder August stattfindenden Wahl Interimspräsident Emmerson Mnangagwa herausfordern. Chamisa solle die MDC zunächst für ein Jahr führen, sagte der stellvertretende Parteivorsitzende Morgan Komichi am Donnerstag.

Nelson Chamisa werfen seine Gegner vor, die Führung handstreichartig übernommen zu haben. Chamisa beruft sich dagegen auf eine Ernennung zum Parteichef durch Tsvangirai vor mehreren Wochen. Als Chamisas Rivalen in der Partei gelten Thokozani Khupe und Elias Mudzuri, die ebenso wie er Stellvertreter Tsvangirais waren.

Trotz der Ernennung Chamisas erscheint noch nicht klar, wer die Wahlallianz rund um die MDC-T, zu der sich im Juni 2017 sieben Parteien zusammengeschlossen haben, in die Auseinandersetzung mit Mnangagwa führt. Sicher ist nur, dass auch in Simbabwe eine zerstrittene Opposition vor allem der Regierung zugute kommt.

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