Berufsabitur soll Ausbildung und Abitur vereinen

Senat beschließt neues Aktionsprogramm »Handwerk 2018 bis 2020«

  • Lola Zeller
  • Lesedauer: 2 Min.

»Dem Berliner Handwerk geht es sehr gut«, sagt Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne). Es gebe mehr als 29 500 Handwerksbetriebe in der Bundeshauptstadt, etwa 180 000 Beschäftigte und 10 000 Auszubildende. Die Auftragsbücher seien gut gefüllt, dem gegenüber stehe aber die Sorge um Fachkräfte. Der Senat hat zur weiteren Förderung des Handwerks das Aktionsprogramm »Handwerk 2018 bis 2020« beschlossen, welches eine Fortsetzung von vorherigen Programmen darstellt. Auch dem spürbaren Fachkräftemangel soll mit dem Programm gegengesteuert werden.

Eine neue Maßnahme dahingehend ist die Einführung des Berufsabiturs in einem Schulversuch im Schuljahr 2018/19. Zwei Klassen á rund 20 SchülerInnen sollen innerhalb von vier Jahren sowohl Gesellenschein als auch Abitur erlangen. Der neue Bildungsgang soll in zwei Ausbildungsberufen erprobt werden, zum einen Hotelfachfrau/-mann an der Brillat-Savarin-Schule in Weißensee und zum anderen AnlagenmechanikerIn für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik an der Max-Taut-Schule in Rummelsburg. »Um einerseits gute, qualifizierte Kräfte für das Handwerk gewinnen zu können, aber auch Jugendlichen Weiterbildungsperspektiven zu geben und weitere Möglichkeiten zu eröffnen, wollen wir mit dem Berufsabitur einen ersten Schritt machen. Zwei Fliegen mit einer Klappe sozusagen«, sagt Senatorin Pop. Das Aktionsprogramm ist gefüllt mit 32 weiteren Einzelmaßnahmen, darunter auch das Handlungsfeld Digitalisierung. Dabei brauchen Handwerksbetriebe Unterstützung, die sie zum Beispiel durch die geplante Digitalagentur in Zukunft erhalten sollen. Diese soll laut dem Programm gebündelte Informations- und Beratungsangebote zur Verfügung stellen. »Wenn man mit vollen Auftragsbüchern als Handwerksbetrieb unterwegs ist, hat man nicht die Zeit und oft auch nicht die Kompetenz, eine Digitalisierungsstrategie fürs eigene Unternehmen aufzulegen«, sagt Pop. Weiterhin soll ein digitales Vergabeverfahren von Landesaufträgen eingeführt werden.

Dem Vergabegesetz selbst steht laut Pop eine Novellierung bevor, um den Prozess für Unternehmen zu vereinfachen. Aber auch politische Ziele müssten im Gesetz verankert sein, zum Beispiel das Bezahlen von Mindestlöhnen, ökologische Kriterien oder auch die Förderung von Frauen. Letzteres ist wiederum ist weiterer Schwerpunkt im Aktionsprogramm, worüber sich die Senatorin ausdrücklich freut. »Über die Vernetzungsangebote der Handwerkskammer und den Gesellinnentag hinaus gibt es eine neue Kooperation mit dem Landesverband der Unternehmerfrauen im Handwerk. Das zeigt, dass das Thema Vielfalt ein wichtiges für die Handwerkskammer und das Aktionsprogramm ist«, sagt Pop. Vielfalt würde auch durch Maßnahmen zur Integration und Inklusion im Programm gefördert. Menschen mit Behinderung sollen zum Beispiel durch einen »Leitfaden für die Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen in Handwerksbetriebe« unterstützt werden. Maßnahmen zur Förderung von Geflüchteten und BerlinerInnen mit Migrationshintergrund sind ebenfalls im Programm verankert.

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