Fair heißt nicht America first

Martin Ling über Unfairness als Prinzip des Welthandels

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 2 Min.
US-Präsident Donald Trump hat ein Problem richtig erkannt: Die anhaltenden Handels- und Leistungsbilanzdefizite der USA untergraben sukzessive die Stellung des Landes als größte Wirtschaft auf dem Globus und schwächen die Weltwährung Dollar, die seit der notgedrungenen Aufgabe des Fixkurssystems 1973 im säkularen Abwertungstrend begriffen ist.

Seine Argumentation in Bezug auf die Defizite ist nur noch in Teilen richtig: Er wirft vor allem China unfairen Handel vor. Richtig ist, dass China seine Währung Renminbi strategisch durch Devisenmarktinterventionen unterbewertet hält, um chinesische Güter auf dem Weltmarkt billiger und damit konkurrenzfähiger zu machen - ein Konzept, das auch den Aufstieg der Bundesrepublik Deutschland in der Nachkriegszeit begründete und das bis zur Euro-Einführung mit Erfolg praktiziert wurde. Seitdem verläuft das deutsche Dumping über die Lohnstückkosten zulasten des Restes der Eurozone und des Restes der Welt.

Trump beklagt unfairen Handel dort, wo es den USA an Wettbewerbsfähigkeit mangelt, dort wo sie ihn wie im Agrarsektor mit Subventionen selbst praktizieren, verliert er kein Wort darüber, ihm geht es nicht um fairen Handel, sondern um »America first«. Mit fairem Handel hat die Weltwirtschaftsordnung nichts zu tun. Erfolg haben die, denen es gelingt, ihre eigenen Handelsbilanzüberschüsse zu maximieren. Fairer Handel wird ohne eine faire Weltwirtschaftsordnung immer ein Nischendasein fristen.

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