nd-aktuell.de / 03.04.2018 / Berlin / Seite 12

Es bleibt unruhig in der Rigaer Straße

Weitere Steinwürfe auf Polizeiautos / Unbekannte veröffentlichten Polizistenfotos im Internet

Nicolas Šustr

Eskalation zur Mitternachtsstunde. In der Nacht von Sonntag auf Montag wurden an der Kreuzung Rigaer Straße/Liebigstraße in Friedrichshain, dem sogenannten Dorfplatz, flogen Steine auf zwei Polizeiautos. Gegen 0.10 Uhr hätten Zeugen mehrere Personen auf dem Dach eines Mehrfamilienhauses an der Ecke bemerkt, heißt es im Polizeibericht. Kurz darauf hätten Unbekannte rund 30 Pflastersteine auf zwei Einsatzfahrzeuge einer Einsatzhundertschaft geworfen, so der Bericht. Daraufhin seien die Einsatzwagen aus dem Gefahrenbereich gefahren. Bis weitere alarmierte Polizisten den Tatort erreichten seien die unbekannten Angreifer in unbekannte Richtung geflohen. Neben den Polizeifahrzeugen seien weitere vier Autos beschädigt, Beamte seien nicht verletzt worden.

Damit bleibt die Situation zwischen Polizei und Bewohnern des alternativen Hausprojekts »Rigaer 94« weiterhin angespannt. »Wenn die Bezeichnung Gewalttäter auf jemanden zutrifft, dann wohl auf die hier eingesetzten Beamten«, erklärten die Bewohner am Donnerstagabend auf dem Internetportal »Indymedia« infolge eines Polizei-Großeinsatzes mit 350 eingesetzten Beamten am Donnerstag, bei dem zwei Haftbefehle vollstreckt wurden. »Vermummte Bullen stürmten mehrere Kinderzimmer, rissen die dort Schlafenden aus ihren Betten und versuchten diese zu erniedrigen«, heißt es weiter. Aufgrund der Feiertage sah sich die Polizei auf nd-Anfrage außerstande, sich zu dem Vorwurf zu äußern.

Im Kommentarbereich unterhalb der Erklärung hat ein Unbekannter 17 Fotos von Polizisten des Großeinsatzes veröffentlicht. Offenbar sind diese Fotos währenddessen gemacht worden, wie die Polizei bestätigte. Bereits im Dezember letzten Jahres wurden auf Indymedia Fotos von 54 Berliner Polizisten veröffentlicht. Sie sollen an Einsätzen in der Rigaer Straße beteiligt gewesen sein. In alle Fällen führt der Polizeiliche Staatsschutz beim Landeskriminalamt die Ermittlungen.

In mehreren Stellungnahmen auf »Indymedia« beklagen die Bewohner der »Rigaer 94« eine in den letzten Wochen stark gestiegene Polizeipräsenz im Kiez. »Es geht soweit, dass Menschen auf ihrer Hunderunde von tuckernden Wannen begleitet werden«, heißt in einem Beitrag von Dienstag vergangener Woche. Anlass scheint eine Auseinandersetzung vor einer nahegelegenen Bäckerei am 11. März gewesen zu sein, bei der ein 54-Jähriger mehrere Knochenbrüche erlitt. Der Angreifer wurde am Donnerstag beim Großeinsatz festgenommen.