Senat sucht Landschaftsbauer

Bildwörterbuch soll Geflüchteten die Arbeitsintegration erleichtern

  • Johanna Treblin
  • Lesedauer: 3 Min.

»Gabel-schtapla, Kontakt-schpräi, Sichaheits-schtifel.« Hat die Rechtschreibprüfung versagt? Nein, es ist eine Lautschrift, um Geflüchteten das Aussprechen von Fachbegriffen leichter zu machen. Diese und rund 2500 weitere Begriffe - einmal in ihrer richtigen Schreibweise, einmal in der besagten Umschrift - finden sich in einem neu erschienenen Bildwörterbuch für die Berufsorientierung im Gärtnerberuf. Alexander Fischer (LINKE), Staatssekretär für Arbeit und Soziales, stellte es am Donnerstag vor, gemeinsam mit dem Autor und der Bildungsstiftung Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau, die sich finanziell an der Entstehung des Buches beteiligte.

»Sprache, Fachsprache, ist zentrale Barriere für die Arbeitsintegration von Geflüchteten«, sagte Fischer. Mit dem Bildwörterbuch gebe es nun eine »pragmatische Lösung«, die man allen in die Hand drücken könne, die in Grünen Berufen arbeiten wollen. Für keine andere Branche gebe es ein solch detailliertes Nachschlagewerk bisher. »Ich habe die Hoffnung, dass die Idee Schule macht.«

»Fehlende Qualifikationen und Zeugnisse machen es den Geflüchteten schwer, hier Fuß zu fassen«, sagte Matthias Lösch, Vorsitzender der Bildungsstiftung. Hinzu komme, dass sie meist »eine völlig neue Sprache« lernen müssten. Das Bildwörterbuch könne einige von ihnen nun beim beruflichen Einstieg unterstützen: »So simpel, so gut - und auf der Höhe der Zeit.« Die Bilder sind nämlich nicht nur beschriftet. Neben jeder Abbildung ist ein sogenannter QR-Code abgedruckt. Dieser kann mit dem Smartphone gescannt werden. Daraufhin wird eine Tondatei ausgegeben, die dreimal hintereinander das Wort vorliest.

Das Buch beginnt mit den für den Gartenbau notwendigen Berufsbezeichnungen und Hierarchieebenen: Landschaftsgärtner und Landschaftsgärtnerin, Chef und Chefin, Azubi. Als Abbildungen dienen Playmobilfiguren. Die übrigen Seiten wurden in Sinnzusammenhängen zusammengefasst: Auf der Doppelseite »Räume in Unternehmen« werden das Materiallager, die Werkstatt und der Besprechungsraum gezeigt, aber auch die Kaffeemaschine und das Vorhängeschloss.

Selbstkritisch sagt Autor Tjards Wendebourg: »Aus ersten Rückmeldungen von Lehrern weiß ich, dass ich die Begriffe mit Artikeln hätte aufschreiben sollen.« Das will er in der nächsten Auflage nachholen. Auch ist die Genderschreibweise nicht kontinuierlich durchgehalten worden. Während es einen Vorarbeiter und eine Vorarbeiterin gibt, auch einen Kunden und eine Kundin, gibt es für die Sekretärin nur die weibliche, für den Lkw-Fahrer und den Maschinenführer nur die männliche Form.

Das Buch sei auch für Auszubildende eine Hilfe, die Deutsch als Muttersprache sprechen. »Auch diese Azubis starten häufig mit einem geringen Allgemeinwissen.« Einige neue Fachbegriffe muss vermutlich jeder lernen, der neu in einen Beruf einsteigt. »Auch ich habe Wörter dazugelernt«, sagt Wendebourg, der sich als Fachredakteur für den Garten- und Landschaftsbau gut in dem Bereich auskennt. Insgesamt werden laut Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales derzeit rund 500 Jugendliche in Berlin in den sogenannten Grünen Berufen ausgebildet, also als Gärtner, Forstwirt, Pferdewirt oder Fachwerker im Gartenbau. Geflüchtete sind bisher erst wenige darunter.

Entstanden ist die Idee für das Buch während des ersten Branchendialogs, den die Senatsverwaltung im November 2017 mit Vertretern der Grünen Berufe startete. Ziel der Dialoge ist die bessere Arbeitsintegration von Geflüchteten. Da bisher erst wenige Geflüchtete Ausbildungen angefangen haben - die meisten Kandidaten sitzen noch in Sprachkursen oder niedrigschwelligeren Einstiegsqualifizierungen -, will sich Staatssekretär Fischer mit Branchenvertretern über Erfahrungen austauschen, und gemeinsam überlegen, welche Veränderungsprozesse auch in den Unternehmen notwendig sind, um Geflüchtete besser integrieren zu können.

Ein weiterer Dialog fand am 26. März für die Logistik- und Speditionsbranche statt. Weitere Gespräche mit dem Handwerk, dem Öffentlichen Dienst, dem Gaststättenwesen, dem Handel und für IT-Berufe sollen folgen.

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