Nordkorea offenbar gesprächsbereit

Pjöngjang wendet sich offenbar direkt an Washington

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Washington. Pjöngjang hat erstmals direkt gegenüber Washington den Willen zu Gesprächen über atomare Abrüstung bekundet. Ein US-Regierungsvertreter bestätigte dem »Wall Street Journal« und der »Washington Post«, dass Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un »bereit ist, über die atomare Abrüstung auf der koreanischen Halbinsel zu sprechen«. Wie solche Gespräche ablaufen könnten, blieb offen. Zuvor hatte Südkorea eine entsprechende Botschaft Nordkoreas an Washington übermittelt. Es war den Berichten zufolge das erste Mal, dass Pjöngjang direkt die USA informierte.

Im März war ein Gipfel zwischen Trump und Kim angekündigt worden. Die Einladung ging von Kim aus, Trump sagte laut dem Weißen Haus zu. Ort und Termin stehen noch nicht fest. Laut Regierungsvertretern Südkoreas soll das Treffen »bis Ende Mai« stattfinden und in einem neutralen Staat wie Schweden oder der Mongolei abgehalten werden.

Für Unruhe hatte in Washington gesorgt, dass eine öffentliche Bestätigung des Gipfeltreffens von nordkoreanischer Seite bislang ausgeblieben war. Die Agentur KCNA stellte lediglich eine »dramatische Atmosphäre für Versöhnung« mit Südkorea und »ein Zeichen des Wandels« in den Beziehungen mit den USA fest. Laut »Wall Street Journal« war in der US-Regierung die Sorge gewachsen, dass Südkorea die Bereitschaft des Nordens zu Verhandlungen über sein Atomwaffenarsenal überschätzt haben könnte. Hinter verschlossen Türen liefen aber direkte Gespräche zwischen Nordkorea und US-Geheimdiensten zur Vorbereitung des Gipfels, wie CNN berichtete.

Südkorea begrüßte die Berichte über das Gesprächsangebot des Nordens gegenüber den USA. In den Beziehungen zwischen den koreanischen Staaten herrscht ebenfalls seit einigen Monaten Tauwetter. Für 27. April ist ein Gipfel zwischen Südkoreas Präsident Moon und Kim Jong Un in Panmunjom vorgesehen.

Die jüngsten Entwicklungen im Konflikt um Nordkoreas Atomprogramm bedeuten eine spektakuläre Wende. Noch voriges Jahr hatte sich der Konflikt durch gegenseitige Drohungen Trumps und Kims so zugespitzt, dass weltweit die Angst vor einem Atomkrieg gewachsen war. Doch Beobachter bleiben skeptisch mit Blick auf die Erfolgsaussichten eines Gipfels. Die Hürden für eine Einigung sind hoch. Washington fordert die völlige Denuklearisierung Nordkoreas. Pjöngjang verlangte den Abzug aller US-Truppen aus Südkorea und ein Ende der Sicherheitsallianz Washington - Seoul. AFP/nd

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