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Personalnot an Hessens Hochschulen

Initiative protestiert gegen Befristungsunwesen

  • Hans-Gerd Öfinger
  • Lesedauer: 3 Min.

Bei den Beschäftigten an hessischen Hochschulen wächst die Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen. Dies ist das Fazit eines Forderungspapiers, das dieser Tage von einem gewerkschaftsnahen Vernetzungstreffen beschlossen und veröffentlicht wurde.

»Es herrscht Notstand an Hessens Hochschulen: Mit immer mehr Aufgaben, starker Arbeitsverdichtung, Leistungsdruck und einem dauerhaften Anstieg der Studierendenzahlen hält der Zuwachs an Beschäftigung nicht Schritt«, heißt es in dem Aufruf, der von der Gewerkschaft ver.di, der Erziehungsgewerkschaft GEW sowie einem »Netzwerk für Gute Arbeit in der Wissenschaft« verbreitet wird. Dieser Zustand belaste nicht nur die Beschäftigten, sondern verschlechtere auch die Qualität der Lehre, Forschung und Verwaltung. »Diesem seit vielen Jahren anhaltenden Trend gilt es, eine Wende für gute Qualität im Studium entgegenzusetzen. Hierfür müssen deutlich mehr Mitarbeiter in Lehre und Verwaltung eingestellt und auch neue, zusätzliche, unbefristete Professuren geschaffen werden«, so der eindringliche Appell der Kritiker.

Das Land ist am Zug

Obwohl der Hochschulbetrieb ohne sie zum Stillstand käme, hätten derzeit in Hessen 85 Prozent der wissenschaftlichen Mitarbeiter an den Hochschulen nur befristete Arbeitsverträge, heißt es weiter. Solche Verträge würden nicht selten für ein Jahr oder sogar nur für zwei Monate abgeschlossen und nähmen selbst im Bereich der Verwaltung stark zu. »Dabei unterminieren befristete Verträge nicht nur die Lebensplanung der Beschäftigten, sondern auch die Qualität von Verwaltung, Forschung und Lehre.« Tatsächlich würden »Teilzeitstellen, auf denen Vollzeit gearbeitet werden muss, immer mehr zur Regel«. Der Alltag an Hessens Hochschulen sei von immer mehr Aufgaben bei wachsendem Leistungsdruck und unbezahlter Lehre geprägt. »Zukunftsfähige Hochschulen sehen anders aus«, so der Appell.

Weiter schreiben die Autoren: Da die staatlichen Hochschulen als Arbeitgeber ihrer Verantwortung offensichtlich nicht nachkämen, liege es nun am Land Hessen, den Worten Taten folgen zu lassen, um bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen zu schaffen.

Mehr Mitbestimmung

Zu den zentralen Forderungen der Initiative an die schwarz-grüne Landesregierung gehört der Ruf nach einer systematischen Entfristung der Beschäftigung im Hochschulbetrieb und einer deutlichen Erhöhung des Anteils unbefristeter Arbeitsverhältnisse. Personalstellen »mit Daueraufgaben in der Lehre und direkter Betreuung von Studierenden sowie Lehrkräfte für besondere Aufgaben müssen unmittelbar entfristet werden, Dauerstellen für Daueraufgaben im hessischen Hochschulgesetz festgeschrieben werden«. Dies gelte auch für die oftmals projektgebundene Forschung. Es bleibe eine Aufgabe öffentlich finanzierter Hochschulen, dauerhaft unabhängige Forschung durch festes Personal langfristig zu sichern.

Darüber hinaus müssten Hessens Hochschulen vom Land »mit ausreichender öffentlicher Grundfinanzierung ausgestattet werden«, um eine vom Einfluss interessengeleiteter Geldgeber unabhängige Wissenschaft zu garantieren. »Drittmittel müssen ihre für den laufenden Betrieb notwendige Funktion verlieren und dürfen nur für die Finanzierung echter Zusatzaufgaben herangezogen werden«, so die Forderung. Neben der Einstellung von mehr Personal komme es zudem auf eine Stärkung der Mitbestimmung an.

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