nd-aktuell.de / 16.04.2018 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 20

Punk’s not dead - noch nicht

Die Mary-River-Schildkröte muss in Australien um ihr Überleben fürchten

Barbara Barkhausen, Sydney

Die Punkfrisur besteht eigentlich aus Algen, die auf den Mary-River-Schildkröten wachsen. Die wachsen allerdings nicht bei allen Schildkröten in einem so coolen Punkhaarschnitt. »Nicht alle haben so schönes, grünes Haar«, sagt Marilyn Connell, die zusammen mit der Tiaro Landcare Group im Nordosten Australiens um das Überleben der seltenen Reptilien kämpft. Denn die Schildkröte kommt nur in der Mary-River-Region in Queensland vor. Dort lebt sie seit weit über 40 Millionen Jahren. Die Schildkröte wird bereits von der Weltnaturschutzunion IUCN sowie der australischen Regierung als gefährdet eingestuft. Jetzt wird sie aber auch an 29. Stelle einer Liste von 100 gefährdeten Reptilien aufgeführt, die die Zoologische Gesellschaft in London veröffentlicht hat.

Die Schildkröte ist aber nicht nur wegen ihrer ungewöhnlichen Algenfrisur und ihres alten Stammbaums ein besonderes Tier. Die 40 Zentimeter große Schildkröte hat zudem einen ungewöhnlich langen Schwanz, der um die 20 Zentimeter lang werden kann. Außerdem hat sie Atmungsorgane an ihren Genitalien und kann so locker 72 Stunden unter Wasser bleiben, ohne zwischendurch aufzutauchen.

Dass sie inzwischen vom Aussterben bedroht sind, liegt nicht nur daran, dass sie mehr als 20 Jahre lang in Australien ein beliebtes Haustier waren. Auch der Bau von Staudämmen und die Sammlung von Eiern für den Tierhandel haben den Artenrückgang verursacht. »Ihr Habitat ist immer weiter zerstört worden, seitdem weiße Menschen nach Australien kamen«, sagt Connell.

Offizielle Schutzprogramme der australischen Regierung gibt es bisher nicht für die Reptilien, wie ein Bericht des »Guardian« am Freitag in Australien anprangerte. Doch private Tierschützer wie Connell haben den Kampf um das Überleben des Reptils aufgenommen. So unterstützen die Mitglieder der Tiaro Landcare Group seit 2001 bei Forschungen über die Tiere, kontrollieren die Flussufer, um Füchse und wilde Hunde abzuhalten, und sind während der Brutsaison jeden Morgen vor Ort, um neue Nester zu schützen.