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Anwalt der Bürger

Jurist Matthias Mnich (LINKE) versteht seine Landratskandidatur als Angebot an die Wähler

»Ich möchte Landrat werden«, sagt der Rechtsanwalt Matthias Mnich. Seine Partei, die LINKE, hat ihn in Oberspreewald-Lausitz für die Wahl am 22. April aufgestellt. Seine Chance kann der 46-Jährige realistisch einschätzen. »Ich kenne die Wahlergebnisse der letzten Jahre, und ich glaube, die Stimmung zu kennen«, sagt er. »Sicher bin ich nicht der Topfavorit.«

Favorit dürfte Landrat Siegurd Heinze sein. Die CDU nominierte den parteilosen Heinze. Die SPD verzichtete auf einen eigenen Kandidaten mit der Bemerkung, man komme mit Heinze gut zurecht. Gegen Heinze tritt auch noch der Landtagsabgeordnete Sven Schröder (AfD) an. Schröder gilt als vergleichsweise moderater AfD-Politiker, der nicht mit rassistischen Ausfällen provoziert. Dennoch steht Schröder für die AfD und ihre Anschauungen - und deshalb wäre es ein übles Signal, wenn er die Landratswahl gewinnen würde. Damit wird allerdings nicht gerechnet.

Es hätte auch nicht gut ausgesehen, wenn es zu Landrat Heinze für die Wähler keine andere Alternative gegeben hätte als die Alternative für Deutschland. Aber es gibt ja eine andere Alternative, eine linke - den Anwalt Matthias Mnich. Der ist mit einer Russin verheiratet und hat eine kleine Tochter.

»Ich bin ein Ostberliner Plattenbaukind«, erzählt Mnich nicht ohne Stolz. Der Blick aus seinem Kinderzimmer ging auf den Betrieb Elektrokohle Lichtenberg. Als Anwalt und Experte für Steuerrecht war Mnich für Wirtschaftsprüfungsgesellschaften in Moskau und Frankfurt am Main tätig. Er hatte aber keine Lust mehr, für Konzerne Konzepte zu schreiben, wie sie Steuern vermeiden können. Darum sagte er zu, als ihn ein Studienfreund anrief und fragte, ob er mit ihm 2003 eine Kanzlei in der Provinz eröffnen wolle, in Lübbenau. Hier kümmern sich die beiden Anwälte vor allem um Verkehrsdelikte. Sie verteidigen Autofahrer, denen beispielsweise vorgeworfen wird, gerast oder bei Rot über die Ampel gefahren zu sein oder die Fahrerflucht begangen haben sollen.

Bis vor ein paar Jahren befasste sich Mnich auch mit Sozialrecht. Aber neue Klagen gegen Hartz-IV-Bescheide übernimmt er seit ein paar Jahren nur noch im Ausnahmefall - weil es anders nicht geht. Bei den Verkehrssachen habe er eine dünne Akte und der Fall sei in vier Monaten abgeschlossen. Bei Hartz-IV-Klagen sei die Akte dick und das Verfahren ziehe sich vier Jahre hin. »Ich unterstelle dem Bund, dass er Hartz-IV-Klagen absichtlich unattraktiv für Anwälte macht«, sagt Mnich. Er kann es nicht ändern. 2013 hat er für den Bundestag kandidiert, stand aber auf einem aussichtslosen Listenplatz.

Der AfD-Kandidat Schröder kommt aus Borkheide (Potsdam-Mittelmark) und war 2016 bereits Kandidat bei der Landratswahl in seinem Heimatkreis. Damals belegte er Platz drei und freute sich diebisch, vor Klaus-Jürgen Warnick (LINKE) gelandet zu sein. In Oberspreewald-Lausitz ist die Ausgangssituation von Schröder sogar noch besser. Man bedenke: Bei der Bundestagswahl 2017 landete die AfD in Potsdam-Mittelmark mit 15,4 Prozent klar hinter der CDU, die dort 29 Prozent erhalten hatte. In Oberspreewald-Lausitz lag die AfD mit 25,9 Prozent vorn, die CDU mit 25,8 Prozent knapp dahinter (LINKE 16,3 Prozent, SPD, 16 Prozent).

Diese Zahlen legen nahe, dass es zu einer Stichwahl zwischen Landrat Heinze und Herausforderer Schröder kommen könnte, die Heinze dann gewinnen müsste. Doch an dergleichen Rechnereien mag sich der Sozialist Mnich nicht beteiligen. »Ich kandidiere, um den Wählern ein Angebot zu machen. Wenn ich nicht gewählt werde, geht für mich die Welt nicht unter. Ich habe einen Beruf, der mir Spaß macht und mich ernährt.«

Reizen würde ihn die Aufgabe eines Landrats aber durchaus. »Ich denke, dass der Landkreis gestaltet werden kann. Bisher wird er leider nur verwaltet.« Heinze sei ein penibler Bürokrat, dies sei die Stärke des jetzigen Landrats. »Das macht er nicht schlecht. Aber mir fehlt dabei die Vision.« Mnich hätte nach eigenem Bekunden eine neue Sichtweise, und er würde als Landrat der Interessenvertreter der Bürger sein, die er einbeziehen möchte, so wie er jetzt als Rechtsanwalt der Interessenvertreter seiner Mandanten ist. »Na klar macht Bürgerbeteiligung die Arbeit komplizierter. Aber das ist der Politikstil, der notwendig ist.« Als schlechtes Beispiel dafür, wie es gegenwärtig laufe, nennt Mnich den Plan, den als Spätfolge des Braunkohletagebaus entstehenden Eisenhydroxidschlamm in einem See bei Meuro zu verklappen, wovon die Anwohner nichts wüssten.

»Kompetent, konsequent, sozial«, steht auf den Wahlplakaten von Matthias Mnich. Einige Hundert hängen im Landkreis, unter anderem in Schipkau. Dort hat Mnich mit seiner Tochter auf dem Arm und gemeinsam mit dem Bürgermeisterkandidaten Ringo Jünigk (LINKE) Wahlkampf gemacht. In Schipkau wird am Sonntag nicht nur der Landrat gewählt, sondern auch der Bürgermeister.

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