Berlin hat Dusel

Der sehbehinderte Jürgen Dusel soll Bundesbehindertenbeauftrager werden

Brandenburgs Landesbehindertenbeauftragter Jürgen Dusel ist stark sehbehindert. In seinem Fach hat der 53-Jährige, der in Würzburg zur Welt kam und in Heidelberg Jura studierte, jedoch trotzdem den Durchblick. Ihm bekannte Politiker, die er mit den Augen nicht erkennen kann, identifiziert er zu deren Verblüffung, indem er sie lediglich atmen hört. Jetzt will Bundessozialminister Hubertus Heil (SPD) Dusel zum Bundesbeauftragten machen. Das Kabinett muss noch zustimmen. Es soll sich am 9. Mai mit der Personalie befassen.

Ab 1998 hat Dusel in verschiedenen Funktionen im brandenburgischen Landesamt für Soziales und Versorgung gearbeitet, anfangs als Dezernatsleiter Heimaufsicht und danach auch in anderen Führungspositionen. Im Mai 2010 übernahm er den Posten des Behindertenbeauftragten, 2015 wurde er vom rot-roten Kabinett im Amt bestätigt.

Jürgen Dusel setzt sich leidenschaftlich für die Belange der Behinderten ein und ist zugleich ein freundlicher und ausgesprochen sympathischer Mann, der auch gern einen Scherz macht. So zeigte er kürzlich der bisherigen Bundesbehindertenbeauftragten Verena Bentele, die ebenfalls sehbehindert ist, Projekte in Brandenburg/Havel und Potsdam. Bentele sollte sich das einmal »anschauen«, wobei für sie beide anschauen schwierig sei, bemerkte Dusel selbstironisch.

»Berlin hat Dusel«, sagte Brandenburgs Sozialministerin Diana Golze (LINKE) zu dem geplanten Wechsel zum Bund. »Hier im Land wird er uns fehlen«, aber für die Bundespolitik sei er ein Gewinn. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) lobte, Dusel sei im Bundesland »hart in der Sache, aber immer mit Augenmaß und auch einer guten Prise Humor« für die Interessen der Menschen eingetreten, »die oft am Rand stehen«.

Mit seiner Biografie bewies Dusel, was Menschen mit einem Handicap aus sich machen können. Für diejenigen, die unter Vorurteilen leiden und mit allgegenwärtigen Barrieren schwerer zu kämpfen haben als er selbst, riss er Barrieren nieder, soweit es ihm möglich war.

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