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Bedrohung für Aachener Bürger

Träger des alternativen Aachener Friedenspreis kritisieren Karlspreis-Vergabe an Emmanuel Macron

  • Moritz Wichmann
  • Lesedauer: 2 Min.

Die deutschen Preisträger des Aachener Friedenspreis kritisieren die Vergabe des Karlspreises der Stadt Aachen an den französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Mit dem Karlspreis zeichnet die Stadt Aachen Politiker aus, die sich für die europäische Integration einsetzen, und erinnert an Karl den Großen als »Vater Europas«. Dieser machte im Mittelalter Aachen zum Regierungssitz seines europäischen Reiches. In diesem Jahr wird Macron geehrt für seine »Vision von einem neuen Europa« und seinen »Kampf gegen jede Form von Nationalismus«, heißt es in der Preisbegründung. Die Aktionskünstler vom Berliner Peng!-Kollektiv finden dazu gegenüber »nd« deutliche Worte.

»Karl war ein großer Europäer, aber einer, der die europäische Integration durch Gewalt und Krieg vorangetrieben« habe und ein »Gewaltherrscher« gewesen sei, der »auch immer wieder einfache Bürger bedroht« habe, kritisiert Peng!-Sprecher Harry Hafenbeck. »Das Bild von Kaiser Karl wird in Aachen leider nicht kritisch reflektiert, deswegen kann offenbar auch Kaiser Macron nicht reflektiert werden«, meint Hafenbeck.

Der »Banker-Sohn« Macron stehe als Marktradikaler mit seiner Politik in einer Privatisierungstradition und spiele damit der Neuen Rechten in die Hände, inszeniere sich aber gleichzeitig als Retter vor dieser. »Es ist absurd, das als europäische Integration zu feiern«, so Hafenbeck.

Wegen Untätigkeit gegen das belgische Pannen-Atomkraftwerk Tihange nahe Aachen stelle Macron außerdem eine »existenzielle und akute Bedrohung für Aachener Bürger« dar, erklärt Initiativensprecher Hafenbeck.

In der Region Aachen gibt es seit Jahren Proteste gegen die vielen Pannen und Sicherheitsmängel an dem besonders alten Kernkraftwerk. Der französische Staat ist direkt mit 25 Prozent an Tihange beteiligt und indirekt über eine Beteiligung des staatlichen französischen Stromkonzerns EDF. Macron habe eine »direkte Verantwortung für die Sicherheit der Aachener«, so das Peng!-Kollektiv.

Das Berliner Peng!-Kollektiv war am Dienstag mit dem alternativen Aachener Friedenspreis ausgezeichnet worden. Die Berliner Aktionskünstler bekamen den Preis für ihre »bitterbösen Satireaktionen«. Mit Fake-Kampagnen sei das Kollektiv zum Gegenspieler der Werbeagenturen großer Konzerne geworden und würde deren Inszenierung »geraderücken, wenn sich hinter hochglänzenden Fassaden dreckige Geschäfte verstecken«, heißt es in der Begründung zur Preisvergabe.

Bei ihren Kampagnen entschuldigten sich die Aktionskünstler in der Vergangenheit unter anderem im Namen des Bundesarbeitsministeriums für die Hartz-IV-Gesetze. Außerdem verkündeten sie den Rückruf aller Heckler&Koch-Waffen in den USA oder verliehen den Friedenspreis der Waffenindustrie an einen Rüstungsmanager im Zuge einer angeblich von der CDU-Basis gestarteten Kampagne gegen den Export von Kleinwaffen.

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