Freier Tanz im kahlen Raum

Das ada-Studio fördert seit mehr als zehn Jahren Talente

  • Volkmar Draeger
  • Lesedauer: 3 Min.

Drei beigefarbene Wände, eine unterkachelte Fensterfront, der hell belegte Boden - das ist ada. In Wedding, auf dem Gelände der Uferstudios, liegt der »Studio & Bühne für zeitgenössischen Tanz« genannte Miniraum. Nur 40 Zuschauer fasst er und hat sich für Berlins Szene doch zu einer außerordentlichen Spielstätte entwickelt. Denn seit über einem Jahrzehnt bietet Gründerin und Leiterin Gabi Beier, nach dem Start 2006 in Prenzlauer Berg und mittlerweile mit Spielstättenförderung seitens des Senats »gesegnet«, unverdrossen dem künstlerischen Nachwuchs ein Podium.

Ihre Kernidee ist zeitlos überzeugend, denn angehende Choreografen kommen mit den ersten Stücken schwer in eine der etablierten Spielstätten wie das HAU. Während die Tanztage in den Sophiensaelen nur einmal pro Jahr stattfinden, steht das ada ganzjährig denen zur Verfügung, die sich ausprobieren wollen, weil sie Eingang in die professionelle Szene suchen. Anfängerarbeiten mit ihren Schwächen und Tücken erreichen noch nicht das große Publikum und laufen Gefahr, im Überangebot der Premieren unterzugehen. Das ada ist zudem für alle Experimente offen, ob Tanz oder Performance, in welcher Stilistik und Ästhetik immer - Scheitern einbegriffen. Nur wer sich auf eine Bühne wagt, erhält eine Rückmeldung und kann herausfinden, ob er dazu taugt oder nicht.

Mehrere Reihen helfen, Talente zu sichten. »10 times 6« als das Grundformat zwingt angehende Künstler, in exakt sechs Minuten zu formulieren, was sie mitteilen wollen. Gabi Beier als studierte Mathematikerin und Theaterwissenschaftlerin achtet strikt auf Einhaltung des Zeitrahmens. Jeder kann sich für dieses Format bewerben, das auch für Neuankömmlinge in der Stadt offen ist. Hat sich ein Stück dort bewährt, kann es in die nächste »Instanz« geladen werden. Für »Nah dran« wird es dann auf 20 Minuten Dauer erweitert, was mehr handwerkliche Fähigkeiten voraussetzt. Bei »Nah dran extended« stehen den Choreografen sogar künstlerische Berater zur Verfügung, junge Theater- und Tanzwissenschaftler, die überdies als Dramaturgen firmieren.

Wer auch da reüssiert, dem bietet die neue Reihe »neworks« Gelegenheit, sein Stück auf abendfüllende Länge zu entwickeln und vieles von dem zu lernen, was der freie Markt erfordert. Gabi Beier hat Ohr und Herz an der Profiszene und daher noch weitere Formate ins Leben gerufen. Einmal pro Saison lädt sie zu »S.o.S. - Students on Stage« Studenten aller in Berlin agierenden Studiengänge für zeitgenössischen Tanz ein, ihre Arbeiten im ada zu zeigen. Die nächste Ausgabe steht an diesem Wochenende bevor.

Das neueste Format heißt »Alumni.Tanz.Berlin«. Es wendet sich an Absolventen ebenjener Einrichtungen, die auf dem Sprung in die Profiszene Unterstützung brauchen, und erlebte kürzlich mit sieben Arbeiten an vier Tagen seine Erstausgabe. Mit dem »Zertifikat« eines Debüts können sie dann öffentliche Fördertöpfe anzapfen.

»S.o.S. - Students on Sage«, am 12. Mai, 17 und 20.30 Uhr, und am 13. Mai, 20.30 Uhr, im ada-Studio, Uferstr. 8/23, Wedding.

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