Rückkehr der Bücher nach Ludorf

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Ludorf. Das Gutshaus Ludorf an der Mecklenburgischen Seenplatte ist um eine Rarität reicher. Vor wenigen Monaten sprach ein älterer Herr den Betreiber des Landhotels im Gutshaus, Manfred Achtenhagen, an. Dessen Vater hatte im Mai 1945 die Bibliothek vor der Vernichtung gerettet, erzählt Achtenhagen.

Seine Kinder fanden es an der Zeit, die Sammlung zurückzubringen. Unter den über 400 Büchern aus den Jahren 1750 bis 1945 sind viele kostbare Urkundenbücher. Zwei handschriftlich in Sütterlin geschriebene Tagebücher von 1820 und 1840 konnte Achtenhagen nicht entziffern. Er gab sie zur Übersetzung an Senioren mit Sütterlin-Leidenschaft. »Die Tagebücher passten gut in die Chronik des Hauses«, sagt Achtenhagen, der auch Vorsitzender des Vereins für Schlösser, Guts- und Herrenhäuser in Mecklenburg-Vorpommern ist. »Das Tagebuch von 1820 beschreibt beispielsweise eine Episode aus einer Zeit, in der das Gut vom geistig umnachteten Eigentümer heruntergewirtschaftet wurde. Deshalb wurde ein Kurator eingesetzt, der Bruder von Philipp Otto Runge, dem bedeutenden Maler der Frühromantik.« Das älteste Werk der Bibliothek, ein dicker Wälzer von 1750, handelt von den Folgen des Dreißigjährigen Krieges für Mecklenburg. Da der Adel französisch sprach, gab es eine ganze Kiste voll mit französischer Literatur.

»Es gibt kaum noch eine Original-Gutsbibliothek in Mecklenburg oder Vorpommern«, sagte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Erhaltung und Nutzung der Gutsanlagen im Heimatverband Mecklenburg-Vorpommern, Rolf-Peter Bartz. »Plünderungen und Vandalismus in mecklenburgischen und (vor)pommerschen Gutshäusern waren nach Kriegsende leider ein verbreitetes Phänomen«, so Andreas Roloff, Vizechef der Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern. dpa/nd Foto: dpa/Bernd Wüstneck

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