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  • Sonne, Mond und Sterne im Juni

Der längste Tag des Jahres

  • Hans-Ulrich Keller, Stuttgart
  • Lesedauer: 5 Min.

Schon kurz nach Sonnenuntergang kann man im Juni am westlichen Abendhimmel Venus erkennen. Bei Einbruch der Dunkelheit strahlt sie als auffälliges Gestirn. Man nennt sie häufig »Abendstern«, obwohl sie gar keine selbstleuchtende Gaskugel sondern ein Planet ist. Planeten sieht man nur, weil sie von der Sonne angestrahlt werden. Am 16. zieht die Sichel des zunehmenden Mondes an Venus vorbei - ein netter Himmelsanblick gegen 23 Uhr.

Doch Venus ist in diesem Sommer nicht der einzige helle Planet, der die Blicke naturinteressierter Menschen auf sich zieht. Auch Mars, Jupiter und Saturn sind auffallend hell und gut zu beobachten. Jupiter ist nach Venus der zweithellste Planet. Am Abendhimmel sieht man ihn am Südosthimmel im Sternbild Waage. Vom Morgenhimmel zieht sich der Riesenplanet zurück. Anfang Juni versinkt er kurz vor halb fünf Uhr morgens unter dem Südwesthorizont, zu Monatsende bereits eine knappe halbe Stunde nach zwei Uhr.

Saturn steht der Sonne gegenüber und kann die ganze Nacht über gesehen werden. Am 27. kommt der Ringplanet im Sternbild Schütze in Opposition zur Sonne. Der gelblich leuchtende Saturn ist am Abendhimmel tief im Südosten zu sehen. Gegen Mitternacht sieht man ihn in südlicher Richtung. Saturn erreicht kurz nach ein Uhr morgens seine höchste Stellung im Süden. Zu Tagesanbruch geht er schließlich im Südwesten unter.

Zur Opposition erreicht Saturn seine geringste Entfernung von der Erde. Ihn trennen dann 1353 Millionen Kilometer von uns, dies entspricht der neunfachen Entfernung Erde - Sonne. Im Teleskop erkennt man nicht nur sein prächtiges Ringsystem, sondern bemerkt auch, dass er nicht kreisförmig sondern oval erscheint. Infolge seiner raschen Rotation ist Saturn erheblich abgeplattet. Ein Saturntag dauert nur zehneinhalb Stunden.

Mit 120 500 Kilometer Äquatordurchmesser und 95-facher Erdmasse ist Saturn der zweitgrößte und zweitschwerste Planet unseres Sonnensystems. Er wird nur noch von Jupiter übertroffen. Fast dreißig Jahre ist der Ringplanet unterwegs, um einmal die Sonne zu umrunden. Er ist damit der langsamste der hellen, freisichtigen Planeten. Der schnellere Jupiter, der seinen Weg um die Sonne in zwölf Jahren schafft, pirscht sich allmählich an Saturn heran. Am 21. Dezember 2020 wird Jupiter dann den Ringplaneten einholen. Eine solche Stellung nennt man »Große Konjunktion«. Sie findet kurz vor Weihnachten 2020 im Sternbild Schütze statt. Die darauffolgende Große Konjunktion wird erst Mitte November 2040 eintreten.

Die zweite Nachthälfte im Juni wird von Mars beherrscht. Seine Helligkeit steigt weiter deutlich an. Damit macht er zum Monatsende Jupiter Konkurrenz. Ende Juli wird der gelblich-rote Planet schließlich den Ringplaneten an Glanz übertreffen. Mars im Sternbild Schütze verlagert seine Aufgänge in die Zeit vor Mitternacht. Anfang Juni geht er kurz nach ein Uhr morgens auf, Ende des Monats schon eine halbe Stunde vor Mitternacht.

Zurzeit ist die amerikanische Forschungssonde Insight zum Mars unterwegs. Sie wurde am 5. Mai 2018 gestartet und soll am 26. Nov. 2018 auf dem roten Planeten landen. Die Sonde soll Bodenproben entnehmen und untersuchen, den Wärmefluss aus dem Marsinneren messen und Marsbeben registrieren.

Zweimal begegnet der Mond im Juni dem Saturn. Am 1. zieht der noch fast volle Erdtrabant knapp nördlich am Ringplaneten vorbei. Zwei Tage später begegnet der abnehmende Mond dem Planeten Mars. Die Neumondphase tritt um 21:43 Uhr am 13. ein. Zwei Tage später passiert der Mond seinen erdnächsten Bahnpunkt, wobei er bis auf 359 500 Kilometer an die Erde herankommt. Zu Monatsbeginn und zu Monatsende hält er sich in Erdferne auf. Am 2. trennen ihn 405 320 Kilometer von uns und am 30. dann 406 060 Kilometer. Am Abend des 23. überholt der Mond Jupiter im Sternbild Waage.

In der Nacht vom 23. auf 24. Juni kann man mit einem Fernglas die pittoreske Erscheinung des »Goldenen Henkels« auf dem Mond beobachten. Im Norden der Mondkugel sieht man an der Lichtgrenze des zunehmenden Mondes ein kleines, helles Häkchen oder Henkel auf der dunklen Seite leuchten. Der Goldene Henkel erscheint, wenn die Sonne über der sogenannten Regenbogenbucht aufgeht. Sie grenzt an das Regenmeer und ist ein halb versunkener, riesiger Ringwall, dessen südöstlicher Teil von den Lavamassen des Regenmeeres überflutet wurde.

Knapp zehn Tage nach Neumond geht die Sonne über der Regenbogenbucht gerade auf. Dabei leuchten zunächst die Gipfel des Juragebirges auf, während der Beckenboden und der Gebirgsstock noch im tiefen Dunkel der Mondnacht liegen. Wer eine Mondkarte zur Orientierung benutzt, wird feststellen, dass die Mondformationen lateinische Bezeichnungen tragen. Die Regenbogenbucht wird Sinus Iridum und das Regenmeer Mare Imbrium genannt. Vollmond wird am 28. um 6:53 Uhr im Sternbild Schütze erreicht.

Der abendliche Fixsternhimmel hat nun sommerlichen Charakter. Das Frühlingsdreieck aus Arktur im Bootes, Regulus im Löwen und Spica in der Jungfrau ist in die westliche Himmelshälfte gerückt. Im Osten ist dagegen das Sommerdreieck mit Wega, Deneb und Atair komplett aufgegangen. Der Große Wagen steht immer noch hoch über unseren Köpfen und ist leicht zu finden. Tief im Norden zeigt sich die bei uns zirkumpolare Kapella.

Hoch im Südwesten leuchtet in der fortschreitenden Dämmerung als einer der ersten Sterne der orangerote Arktur auf. Fast zeitgleich taucht schon hoch im Osten die bläulich-weiß funkelnde Wega auf. Wega ist der Hauptstern in der Leier. Im Westen nähert sich der Löwe seinem Untergang.

Die Sonne erreicht am 21. Juni exakt um 12:07 Uhr den Gipfel ihrer Jahresbahn. Dieser Zeitpunkt markiert den astronomischen Sommerbeginn. Danach beginnt die Sonne wieder mit ihrem Abstieg zum Himmelsäquator. Der Gipfelpunkt der Sonnenbahn heißt darum auch Sommerpunkt. Er liegt im Sternbild Stier nahe an der Grenze zu den Zwillingen ein wenig östlich des Sternes Propus. Noch am gleichen Tag wechselt die Sonne um 22 Uhr in das Sternbild Zwillinge.

Der 21. Juni ist in unseren Breiten der längste Tag des Jahres. Er dauert in Hamburg 17 Stunden und drei Minuten, in München 16 Stunden und fünf Minuten. dpa/nd

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