nd-aktuell.de / 25.05.2018 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 10

Die Erdbeere kündigt den Sommer an

Mit ihrem offiziellen Erntestart beginnt die gärtnerische Freiland-Saison - Auftakt ist im Obstgut Wesendahl

Tomas Morgenstern

Der Mai hat die kalte Jahreszeit endgültig in die Flucht geschlagen. Bereits zu Monatsbeginn gab es - teils noch zu atemberaubenden Preisen - die ersten Erdbeeren frisch von den Feldern einheimischer Erzeuger zu kaufen. Die großen Höfe im Berliner Umland waren erneut die Schrittmacher. An diesem Freitag wird die Ernte in Brandenburg nun auch offiziell eröffnet, der Erntebeginn bei Erdbeeren markiert zugleich den Beginn der gärtnerischen Freilandsaison.

Schauplatz des Ernteauftakts ist in diesem Jahr die Obstgut Franz Müller GmbH in Wesendahl, einem Ortsteil von Altlandsberg (Märkisch-Oderland). Auf Einladung des Gartenbauverbands Berlin-Brandenburg wird Agrarminister Jörg Vogelsänger (SPD) dort um 10 Uhr die Felder für die Mitarbeiter, ihre Erntehelfer und für die Selbstpflücker symbolisch freigeben. Die Erdbeeren sind die heimische erste Freilandkultur im Jahr, die auch über die Selbsternte vermarktet wird. Gäste sind außerdem bei den noch kommenden Saisoneröffnungen - etwa bei der Heidelbeerernte - herzlich willkommen, wenn sie in den Gartenbaubetrieben des Landes als Pflücker selbst Hand anlegen möchten. Vor allem Supermärkte bieten ganzjährig Erdbeeren an - meist sind sie weit gereist oder in Gewächshäusern gezogen. Abgesehen davon, dass diese Früchte damit umweltpolitisch bedenklich sind, haben sie häufig auch noch schwere geschmackliche Defizite. Sorten, Bodenbeschaffenheit, ausreichend Wasser und ganz, ganz viel Frühlingssonne machen den großen Unterschied aus.

In Brandenburg unterliegen die Erdbeererträge im Freiland starken Schwankungen, weiß das Agrarministerium zu berichten. Wesentlichen Einfluss auf die Ertragsleistung üben immer wieder klimatische Unbilden wie Winterkälte, Spätfröste in der Blüte und lang anhaltende Trockenheit während der Hauptwachstumsphase der Früchte aus. In diesem Jahr dürften demnach die Rahmenbedingungen - abgesehen von einem kurzen, knackigen Kältewelle Ende Februar und Schnee zu Ostern in Nordbrandenburg - bislang recht gut sein.

Das Ertragsniveau war in den vergangenen Jahren zunächst deutlich gesteigert worden und hatte 2016 durchschnittlich 81,9 Dezitonnen je Hektar im Freilandanbau erreicht. Der Abstand zum bundesdeutschen Durchschnitt - 97,1 Dezitonnen je Hektar im Jahr 2016 - war deutlich verringert worden. Allerdings waren Ende der 1980er Jahre im havelländischen Obstbaugebiet auch schon Erträge von mehr als 100 Dezitonnen je Hektar erzielt worden.

Mit einer gegenüber dem Vorjahr um gut 20 Prozent auf 484 Hektar erweiterten Anbaufläche konnten 2017 die witterungsbedingten Vertragseinbußen im Freiland einigermaßen kompensiert werden. Immerhin hat Brandenburg nach Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern die drittgrößte Erdbeerfläche in den neuen Bundesländern. Über die größten Freilandbauflächen Deutschlands verfügt mit 3952 Hektar Niedersachsen. Hinzu kommen in der Mark 15,6 Hektar in Gewächshäusern mit einem durchschnittlichen Ertrag von 174,4 Dezitonnen je Hektar. Anbauschwerpunkte sind am Rande des Spreewalds im Spree-Neiße-Kreis, an der Peripherie von Berlin in den Landkreisen Potsdam-Mittelmark und Oberhavel sowie im Obstanbaugebiet um Frankfurt (Oder). Die Vielfalt der Sorten ist beeindruckend, am verbreitetsten für den Marktanbau ist die Sorte »Elsanta«. Für die Direktvermarktung etwa werden bei den Frühsorten häufig »Elvira«, in der mittleren Reifezeit die Sorten »Korona« und »Tenira« verwendet.

Bis 2012 war in Brandenburg übrigens die Anbauflächen zurückgegangen. Seit 2013 gibt es wieder Zuwachs. Durch Kulturmaßnahmen ist es heute möglich, von April bis Oktober frische Erdbeeren zu ernten. Haupterntemonate sind in Mitteleuropa Mai und Juni.

Das Wesendahler Obstgut Franz Müller eignet sich vermutlich wegen seiner Produktvielfalt so gut für die jährlichen Saisonauftakte. 1992 gegründet, haben in dem Gut inzwischen zwei Frauen das Sagen: Anke und Cathleen Wollanik leiten die Geschäfte des 160-Hektar-Betriebs. Zehn Arbeitskräfte sind fest angestellt, dazu kommen 30 Saisonkräfte und Lehrlinge. Auf sechs Hektar kultiviert der Betrieb Erdbeeren (sieben Sorten). Auf 28 Hektar stehen Äpfel (20 Sorten), ferner auf vier Hektar Pflaumen (elf Sorten), auf 1,5 Hektar Sauerkirschen (zwei Sorten) und auf einem halben Hektar Birnen (zwei Sorten. Schließlich gibt es noch ein großes Spargelfeld. 100 Hektar bleiben für den Getreideanbau.