• Berlin
  • Werbung der Bundeswehr

Olivgrün ist nicht bunt

Andreas Fritsche zum Guerilla-Marketing der Bundeswehr

Vielleicht ist die pazifistische Maximalforderung, die Bundeswehr dürfe keine Werbung machen, taktisch nicht genauso klug, wie sie prinzipiell ehrenwert ist. Denn finden die Streitkräfte auf lange Sicht nicht im gewünschten Maße Freiwillige, könnte die Wehrpflicht wiederkommen, der Zwangsdienst. Damit könnten wieder ganze Generationen junger Männer militärisch ausgebildet werden, und sie würden dann für Kriege jederzeit zur Verfügung stehen. Dem Frieden dient das nicht, wenn die Armee bei einem politischen Konflikt sofort losschlagen und sich dabei auf schnell verfügbare Reserven verlassen kann.

Dann doch lieber die Werbung für eine kleine Berufsarmee zulassen, die am Hindukusch und anderswo weit weg in der Welt so tun kann, als ob sie dort Deutschland verteidigen würde, was schlimm genug ist, die aber nur bedingt angriffsbereit ist, der für einen großen Waffengang in Europa das nötige Fußvolk, das Kanonenfutter fehlt. Zum Glück, denn Entspannungspolitik ist allemal besser als Säbelrasseln.

Ihr freches Guerilla-Marketing in der Pose der beleidigten Leberwurst hätte die Bundeswehr jedoch unterlassen sollen. Sie muss nicht so tun, als sei sie nur ein gewöhnlicher bunter Tupfer in der Gesellschaft. Denn das ist eine Verharmlosung, so pfiffig der Spruch »zu bunt gehört auch grün« im ersten Moment klingen mag. Das Olivgrün der Uniformen ist nicht bunt und will auch gar nicht bunt sein. Die Bundeswehrsoldaten wollen sich schließlich tarnen, um auf Gefechtsfeldern nicht von Gegnern erspäht zu werden.

Die Bundeswehr sollte auch einsehen, dass Meinungsfreiheit nur bedeutet, dass sie ihre Meinung sagen darf - aber nicht ungefragt und ungebeten überall auf jede erdenkliche Art und Weise. Richtig verstanden müsste der Werbeslogan der Bundeswehr schließlich auch bedeuten, dass die Truppe dafür kämpfe, dass Pazifisten in einer Demokratie ihre verdiente Ruhe vor dem Militär haben.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal