Korallendoktoren aus Stralsund helfen Malediven

Mecklenburg-Vorpommern: Mitarbeiter des Meeresmuseums engagieren sich für die Rettung von gefährdeten Riffen

  • Martina Rathke, Stralsund
  • Lesedauer: 2 Min.

Mitarbeiter des Deutschen Meeresmuseums helfen bei der Rettung von gefährdeten Korallenriffen vor den maledivischen Inseln. Als Korallendoktoren sind Aquarienleiterin Nicole Kube und ihr Kollege Mirko Becker seit drei Jahren regelmäßig vor Ort, um ihr Fachwissen bei der Vermehrung tropischer Korallen an Einheimische weiter zu geben. »Wir können mit unserer Arbeit nicht die Korallenriffe retten, aber dazu beitragen, dass zumindest ein Teil der Schäden ausgeglichen wird«, erklärte Kube.

Seit Mitte der 1990er Jahre zieht das Stralsunder Museum Korallen für die eigenen Aquarien nach. »Inzwischen züchten wir 98 Prozent unseres Aquarienbesatzes selbst«, sagte Kube. Diese Erfahrungen in der Zucht könnten bei der Wiederansiedlung von Korallen in der freien Natur angewandt werden. Eine dieser Tage eröffnete Ausstellung im Meeresmuseum informiert über die Aktivitäten der »coral doctors«. Anlass ist das Internationale Jahr des Riffes.

Korallenriffe zählen zu artenreichsten Lebensräumen der Erde, sie gelten deshalb als »Regenwälder der Meere«. Nach Angaben des Meeresmuseums sind inzwischen rund 30 Prozent aller Korallenriffe der Erde zerstört. Der durch den Klimawandel verursachte Anstieg der Wassertemperaturen in Teilen der Ozeane führe zur sogenannten Korallenbleiche, mit der Folge, dass Korallen innerhalb weniger Tage absterben. Auch Bautätigkeiten, verschmutzte Abwässer, die Überfischung und die Versauerung der Meere sorgten dafür, dass es den Korallenriffen schlechter gehe.

Eine Möglichkeit zur Rettung der Riffe sind Wiederanpflanzungsmaßnahmen. »Doch dabei passieren oft Fehler«, sagte Kube. In einem Korallenzuchtraum des Meeresmuseums, der einer Unterwasser-Baumschule gleicht, werden rund 50 Korallenarten erfolgreich über Setzlinge für die eigenen Aquarien vermehrt. Die Stralsunder schulen die Malediver, wie Setzlinge aus abgebrochenen Korallenteilen gezogen werden und wie sie auf »Mini-Riffen« oder in Metallkäfigen im Meer verankert werden können, damit sie auch »anwachsen«. Vor zwei Jahren hatte die Korallenbleiche auch Riffe an zwei der vier vom Meeresmuseum betreuten maledivischen Inseln zerstört. »Das war ein herber Rückschlag«, sagte Kube. Korallen sind sehr temperaturempfindlich. Steige die Wassertemperatur über 30 Grad Celsius, sterben Algen an den Korallen ab, die zu 90 Prozent für den Korallen-Stoffwechsel zuständig seien. Die eigentlich farbenprächtigen Korallen würden zunächst weiß und dann innerhalb weniger Tage verenden.

In der Ausstellung informiert das Meeresmuseum über die Arbeit der Stralsunder »coral doctors« und zeigt ein tausendfach vergrößertes Modell eines Korallenpolypen. Die überdimensionale und dennoch naturgetreue Nachbildung mache auch die Algen sichtbar, mit denen Korallen in Symbiose leben, sagte Ausstellungskuratorin Dorit Liebers-Helbig. Zudem wurde der fünf Meter große Korallenriffpfeiler um neue Ausstellungsstücke wie eine Riesenmuräne ergänzt. dpa/nd

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