nd-aktuell.de / 28.06.2018 / Politik / Seite 8

Zukunft der US-Demokraten?

Die linke US-Demokratin Alexandria Ocasio-Cortez schockiert das Parteiestablishment

Alexander Isele

Ihr Sieg ist eine Sensation. Und das Parteiestablishment der US-Demokraten dürfte darüber noch lange schockiert sein. Alexandria Ocasio-Cortez hat bei der Vorwahl der Partei in New York den Kongressabgeordneten Joe Crowley geschlagen - der als Nummer vier der Partei als Kandidat für die Führung der Demokraten im Repräsentantenhaus galt und ein 16 Mal höheres Wahlkampfbudget wie seine 28-jährige Herausforderin hatte.

»Frauen wie ich sollen eigentlich nicht für Ämter kandidieren«, sagt Ocasio-Cortez in ihrem Wahlspot. Ihre Mutter kommt aus Puerto Rico, ihr Vater aus dem verarmten New Yorker Stadtteil Bronx. Schon in der Schule kämpfte sie dort gegen das Vorurteil an, wegen ihrer Herkunft keine Erfolgsaussichten im Leben zu haben - und gewann in der High-School den zweiten Platz eines Naturwissenschaftswettbewerbs, weshalb ein Asteroid nach ihr benannt wurde. In ihrem Wahlkampf griff Ocasio-Cortez ihren Kontrahenten Crowley hart an. Seit beinahe 20 Jahren hat der ein Abgeordnetenmandat, doch für die New Yorker Arbeiterklasse habe er nichts erreicht. »In dieser Wahl geht es um Menschen gegen Geld«, warb sie, verzichtete auf Unternehmensspenden und kritisierte Crowley dafür, Geld von Spendern angenommen zu haben, die auch für den Republikaner Donald Trump gespendet haben.

Ocasio-Cortez traf mit ihrem Wahlkampf einen Nerv. Dass sie während der gesamten Kampagne weiterhin als Bedienung arbeitete, verlieh ihr Glaubwürdigkeit. Ihr Protest an einem Lager für Menschen, die ohne gültige Papiere die Grenze überschritten hatten, kam in dem vor allem von Hispanics bewohnten Wahlbezirk gut an.

Alexandria Ocasio-Cortez’ Erfolg dürfte das Establishment der Demokraten das Fürchten lehren. Als Mitglied der Demokratischen Sozialisten von Amerika steht sie für einen Linksruck in der Partei. Kein Wunder, dass ihr Bernie Sanders - der unabhängige Senator von Vermont, für den Ocasio-Cortez auch während dessen Präsidentschaftskampagne 2016 gearbeitet hatte - zum Erfolg gratulierte.