Google lässt private Mails mitlesen

Externe Mitarbeiter haben Zugriff auf GMail-Konten

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Mountain View. Google hat die umstrittene Praxis verteidigt, dass App-Entwickler die Postfächer beim Dienst Google Mail (GMail) scannen können. Nutzer würden stets gefragt, ob sie einer App den Zugang zu ihrem Mailkonto gewähren wollen, und die Entwickler würden von dem Internetkonzern geprüft, erklärte Google in einem Blog-Eintrag. Das »Wall Street Journal« hatte zuvor berichtet, dass bei zwei US-Anbietern von E-Mail-Apps Mitarbeiter mehrere Tausend Nachrichten von Nutzern gelesen hätten, um ihre Software zu trainieren.

Eine der Firmen, Edison, bietet vom Computer formulierte automatische Antworten an. Zunächst hätten die Mitarbeiter den Algorithmus mit den Daten aus ihren eigenen Postfächern angelernt, sagte Firmenchef Michael Berner der Zeitung. Die Datenmenge sei jedoch nicht ausreichend gewesen. Deshalb seien zwei Mitarbeiter abgestellt worden, sich persönliche Nachrichten »Hunderter« Nutzer anzusehen und zu prüfen, ob die automatischen Antworten passten. Als Sicherheitsvorkehrung seien ihre Computer so eingerichtet worden, dass sie nichts herunterladen konnten, und die Daten der Nutzer seien unkenntlich gemacht worden. Zudem hätten die beiden Experten für künstliche Intelligenz eine Verpflichtung unterzeichnet, keine E-Mail-Inhalte preiszugeben.

Die andere von »Wall Street Journal« genannte Firma, Return Path, ermittelt für Versender von Werbemails, wie oft sie gelesen wurden. Dafür soll das System zunächst zwischen privaten und kommerziellen E-Mails trennen. Dies entscheide es auf Grundlage von E-Mail-Adressen und Schlüsselwörtern wie »Oma«. 2016 habe Return Path allerdings festgestellt, dass der Algorithmus Millionen privater E-Mails versehentlich als kommerziell eingestuft habe, schrieb die Zeitung. Um die Software zu verbessern, hätten Analysten 8000 E-Mails gelesen und per Hand markiert.

Die Standardanfrage, die Nutzer zu sehen bekommen, wenn sie einer App Zugang zu ihrem GMail-Konto gewähren, erbittet die Zustimmung, E-Mails zu lesen, versenden, löschen und zu verwalten. Während das Vorgehen der beiden Firmen von dieser Formulierung abgedeckt sein könnte, dürfte für die Nutzer unklar gewesen sein, dass nicht nur Maschinen die Texte zu lesen bekommen.

Google betonte, dass die Anbieter von Apps mit Zugang zum GMail-Konto eine mehrstufige Überprüfung durchliefen. Der Internetkonzern selbst hörte im vergangenen Jahr damit auf, den Inhalt der Werbung mit Software auszuwerten, um die bei GMail angezeigte Werbung zu personalisieren. dpa/nd

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