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Martin Ling über Südsudans erste sieben Jahre Unabhängigkeit

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Freude war groß in den Hallen der UNO: Am 9. Juli vor sieben Jahren wurde Südsudan, der jüngste Staat der Erde, mit großen Hoffnungen in die Unabhängigkeit entlassen. In New York wurde gefeiert, die Fahne gehisst und versprochen, die Weltgemeinschaft werde nicht nur Geburtshelfer, sondern auch Wegbegleiter sein. Auch wenn sich zum Geburtstag nach einem seit Ende 2013 währenden Bürgerkrieg mal wieder eine Entspannung der Lage andeutet, ist in Südsudan von Anbeginn an viel schiefgelaufen, was sich auch die Weltgemeinschaft anrechnen lassen muss.

Billigend wurde in Kauf genommen, dass die internationale Gemeinschaft den Aufbau von Infrastruktur, Bildung, Gesundheit finanzierte, während die südsudanesische Regierung ihre Einnahmen aus dem Ölverkauf in den Aufbau einer Armee steckte, die zu wesentlichen Teilen der eigenen Machtsicherung diente.

Zweifellos tragen die südsudanesischen Eliten aus den beiden größten Ethnien Dinka und Nuer die Hauptschuld an dem kata-strophalen Zustand dieses Landes, weil es ihnen um Selbstbereicherung ging und sie dabei keine Rücksicht auf die Bevölkerung nahmen. 90 Prozent der Südsudanesen leben unterhalb der Armutsgrenze. Rund 2,5 Millionen Menschen sind seit Ausbruch des Bürgerkrieges 2013 in die Nachbarländer geflohen. Mehr als 1,7 Millionen Südsudanesen sind im eigenen Land auf der Flucht. 7,1 Millionen Menschen sind allein 2018 auf Nahrungsmittelhilfe durch die UNO angewiesen und damit mehr als die Hälfte. Doch die UNO muss ihrer Verantwortung gerecht werden: Wenn die einst geplante Demobilisierung und Entwaffnung nicht im zweiten Schritt gelingt, wird Südsudan definitiv als »gescheiterter Staat« enden.

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