Technologietransfer andersherum

Kurt Stenger zur geplanten chinesischen Batteriefabrik in Thüringen

Es ist eine Rarität, dass ein Konzern einen Milliardenauftrag an eine Fabrik vergibt, die nicht einmal in Bau ist. Irgendwo im Industriegebiet »Erfurter Kreuz« soll laut einer nun unterzeichneten Vereinbarung ein Batteriezellenwerk des chinesischen Anbieters CATL entstehen; ab 2021 könnten die ersten Produkte hergestellt werden. BMW sichert sich diese schon jetzt, um sein Elektroauto i-next unter Strom zu setzen.

Der ungewöhnliche Vorgang zeigt, wie groß die Verzweiflung der deutschen Autobauer ist, die lange glaubten, den Dieselskandal aussitzen zu können, und die neuen Antriebe nicht ernst nahmen. Inzwischen sind sie zwar mit im Geschäft, mussten aber feststellen: Ups, die E-Auto-Batterien kommen ja fast alle aus China und Japan. Die Lieferung ist teuer und dort heimische Hersteller haben sich längst die Produktion gesichert. Und da eine von der Regierung gewünschte, von VW angedachte deutsche Batteriezellenfabrik nicht vorankommt, sind alle heilfroh, dass die Chinesen in die Bresche springen.

Das Beispiel zeigt, dass China längst nicht mehr unsere verlängerte Werkbank ist und darauf angewiesen, sich hiesiges Know-how unter den Nagel zu reißen. Die auch am Rande des derzeitigen Staatsbesuchs ertönte Kritik über Technologieklau dürfte auf absehbare Zeit verstummen. Denn daran müssen wir uns gewöhnen: Technologietransfer andersherum.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal