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Missbraucht

Alexander Ludewig über die Folgen des Rücktritts von Mesut Özil und dessen Vorwürfe gegen den DFB

Sportlich hat der Rücktritt von Mesut Özil aus dem deutschen Nationalteam keine bedeutenden Folgen. Darüber hinaus schon: für den Deutschen Fußball-Bund, dessen Funktionären er Diskriminierung und Rassismus vorwirft. Und für die gesellschaftlichen Debatten um Zuwanderung und Obergrenzen. Denn Özil wurde zu einem Symbol gelungener Integration gemacht.

Was Özil wirklich will, hat er schon 2012 gesagt: »als Fußballer gemessen werden«. Und den Stolz auf seine türkische Herkunft hat er nie geleugnet. Trotzdem wurde er missbraucht. Als er 2010 bei der Bambiverleihung den Integrationspreis bekam, stand er recht ratlos auf der Bühne. Freude war ihm auch über die Ehre, DFB-Integrationsbotschafter zu sein, nicht anzumerken. Aber Land und Leute sonnen sich gern im Erfolg. Der Fußballer Özil ist ein Weltstar - mit knapp 72 Millionen Followern in den sozialen Netzwerken.

Der Sport leistet wichtige soziale Arbeit für die Gesellschaft, tagtäglich in den Vereinen. Auch beim Thema Integration. Aber im Kampf um gesellschaftliche Vormachtstellungen überhöht sich der Fußball dabei gern. Das funktioniert, solange der sportliche Erfolg da ist. Wäre die WM für den DFB halbwegs gut gelaufen, würde es die Diskussionen um das Foto von Özil mit dem türkischen Präsidenten so nicht geben.

Auch von ihm sollte sich Özil übrigens missbraucht fühlen. Nach dem frühen deutschen WM-Aus kündigte Erdogan weitere »schöne Bilder« mit erfolgreicheren Spielern wie »Antoine Griezmann und Luka Modric« an.

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