Erst zu schwer, nun zu lang

Auch in Spanien leiden die Steuerzahler unter missglückter Aufrüstung

  • René Heilig
  • Lesedauer: 3 Min.

Dass die deutschen U-Boote nicht auslaufen können, ist seit Monaten ein Ärgernis für die Bundeswehr. Doch auch in anderen NATO-Staaten häufen sich Rüstungspannen, Beispiel Spanien.

Statt der anfänglich geplanten 2,1 Milliarden Euro werden vier neue U-Boote des Typs S-80 Plus vermutlich rund vier Milliarden kosten. Auch verzögert sich ihre Auslieferung. Eigentlich sollte das erste Boot bereits 2015 in Dienst gestellt werden, doch nun ist der Termin erst einmal auf das Jahr 2022 verschoben worden. Deshalb muss die spanische Marine die Vorgängerboote der S-70-Klasse länger nutzen und dafür eine Generalüberholung einplanen. Die soll nach Schätzungen 130 Millionen Euro kosten.

Spaniens neues Super-U-Boot, das diesel-elektrisch oder außenluftunabhängig angetrieben und mit Marschflugkörpern bewaffnet werden kann, hatte bereits vor Jahren für Schlagzeilen gesorgt. Zunächst war es um Plagiatsverdacht gegangen. Frankreich erhob schwere Vorwürfe gegen die spanische Herstellerwerft, denn deren Boot wies erhebliche Ähnlichkeiten mit der konventionellen Scorpène-Klasse auf, die französische und spanische Rüstungskonzerne gemeinsam für den Export auf den Weg gebracht hatten. Chile war Kunde und betreibt zwei Boote. Auch Malaysia erhielt zwei Exemplare. Indien plant den Bau von sechs Scorpène-Booten, die in Lizenz hergestellt werden sollen.

Es mutete in der Tat eigenartig an, dass Spanien sein S-80-Projekt auch in Ländern anpries, an die der französische DCN-Konzern das gemeinsame U-Boot verkaufen wollte. Doch den Plagiatsvorwurf wollte die spanische Navantia-Werft nicht auf sich sitzen lassen. Als Beweis führte das Unternehmen an, dass das S-80-Boot 2300 Tonnen wiege, die Scorpène-Klasse hingegen nur 1700 Tonnen.

Das Argument war zutreffend, denn hinter ihm steckte ein Designfehler, den man aber erst 2013, unmittelbar vor dem ersten Stapellauf, entdeckt hat. Das spanische Boot brachte über einhundert Tonnen Übergewicht auf die Waage. Dadurch war die Auftriebsfähigkeit der U-Boote nicht mehr zu gewährleisten. Doch da griff der alte Spruch: Dem Ingenieur ist nichts zu schwer … Man verlängerte das Projekt von 71 Metern auf 81. Resultat: Die S-80 Plus-Boote passen nun nicht mehr in die Docks der Marinebasis von Cartagena. Der Umbau der Anlangen soll rund 16 Millionen Euro kosten. Zudem muss das Hafenbecken tiefer werden.

Als Verteidigungsministerin Margarita Robles jüngst bekanntgab, man wolle fünf Milliarden Euro für neue Rüstungsaufträge bereitstellen, damit die Industrie neuen Schwung erhalte, atmete auch die Marine auf. Enthalten sind 1,8 Millionen Euro für das S-80 Plus-Projekt. Spötter behaupten, die nun regierenden Sozialisten hätten eine wirklich originelle Idee entwickelt, wie man dem NATO-Ziel, zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes für Verteidigung auszugeben, näher kommt, ohne dabei die Aufrüstung voranzutreiben.

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