Abschied auf Raten

Warum soll es beim Brexit nur ein Alles-oder-nichts geben, fragt sich Uwe Sattler

Die Briten sind ein störrisches Volk. Zwei Jahre ist es inzwischen her, dass die Inselbewohner mit ihrem mehrheitlichen »leave« den Austritt aus der 28-er Gemeinschaft einleiteten. Und noch immer ist eine - knappe - Mehrheit für ein Ende der EU-Mitgliedschaft, wie jetzt eine Umfrage bestätigte. Trotz der Drohungen aus Brüssel. Trotz der anhaltenden Debatte über eine erneute Abstimmung. Trotz des Stillstands in den Verhandlungen.

Allerdings: So überzeugt wie 2016 sind die Briten nicht mehr. Immerhin möchte nur ein Viertel einen »harten Brexit«, das Kappen aller Bindungen zu EU-Europa. Das mag daran liegen, dass mehr als die Hälfte überzeugt ist, dass der Ausstieg schadet - ihnen persönlich und dem Land insgesamt. Dafür haben die Unterhändler einiges getan. In London mit innenpolitisch motiviertem Geplänkel um die »richtige« Linie in den Gesprächen; in Brüssel mit dem Aufstellen ständig neuer Junktims zwischen den verschiedenen Verhandlungspunkten. Die Alles-oder-nichts-Variante ist so nicht zu haben.

Der Ausstiegstermin scheint jedoch in Stein gemeißelt. Zur Europawahl im kommenden Frühjahr sollen die Briten außen vor bleiben. Warum es daran kein Rütteln geben darf und lieber ein unkontrollierter Ausstieg in Kauf genommen wird, ist nicht nachvollziehbar. Ein Abschied auf Raten, sprich mit Teilvereinbarungen zumindest in einigen Bereichen, wäre allemal besser.

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