nd-aktuell.de / 02.08.2018 / Kultur / Seite 14

Neuauflage des legendären »Werner«-Rennens rückt näher

Schleswig-Holstein: 50 000 Fans werden am 2. September auf der Hartenholm-Piste erwartet - stoppen Anwohner das Ganze noch?

Dieter Hanisch

30 Jahre nach dem legendären »Werner«-Rennen auf dem Mini-Flugfeld von Hartenholm in Schleswig-Holstein soll es dort vom 30. August bis 2. September ein Revival der Großveranstaltung geben. Einige Anwohner aus der dazugehörenden Gemeinde Hasenmoor hoffen allerdings noch, dass sie den Mix aus Motorsport- und Musikspektakel verhindern können.

Rötger Feldmann alias »Brösel«, der Erfinder der Comic-Figur »Werner«, fordert mit seinem Eigenbau einer viermotorigen Horex - dem »Red Porsche Killer« - den Kieler Kneipenbesitzer Holger Henze mit einem 911er Porsche am Originalschauplatz des ersten Rennens heraus. 1988 kamen 200 000 Besucher zu der Veranstaltung, was den damals Verantwortlichen eine Menge Chaos bescherte, denn mit einem so großen Ansturm war nicht gerechnet worden. Dass der Verkehr rund um den Veranstaltungsort zusammenbrach, war nur eine der Folgen.

Diesmal soll nun alles zivilisierter, professioneller und geordneter über die Bühne gehen. Dafür soll mit Holger Hübner auch einer der Macher des in dieser Woche anstehenden Wacken Open Airs in Schleswig-Holstein sorgen. Für die Neuauflage des »Werner«-Rennens wird zwar »nur« mit 50 000 Besuchern gerechnet, doch auch die wollen logistisch vernünftig versorgt und untergebracht werden. Die Werbetrommel wird seit über einem Jahr gerührt. Ein attraktives Musikangebot soll mobilisieren, Bands, die auch schon 1988 dabei waren, sind angekündigt.

Zum Begleitprogramm gehören Nachwuchsrennen, Dragster-Races und Traktor-Pulling, mit denen die Motorsportfreunde angelockt werden sollen. Letzteres sind Beschleunigungsrennen beziehungsweise Wettbewerbe, bei denen ein mit Gewichten beladener Wagen mit einem Zugfahrzeug möglichst weit geschleppt werden muss. Namhafte Sponsoren und Medienpartner begleiten die Veranstaltung.

Doch auf der Facebook-Seite zum »Werner«-Rennen kochen seit etlichen Tagen die Emotionen hoch. Frühbucher oder Kleingruppen mit erworbenem Ticketpaket sollen nachträglich noch einmal einen Strombonus nachlösen, was viele sehr ärgert. Mehr noch als die Drohung von rund 15 Anwohnern, die »Werner-Paaadie« per einstweiliger Verfügung zu stoppen, weil sie um die Natur und ihre eigene Ruhe besorgt sind. Bereits seit einigen Tagen gibt es die Absichtserklärung, mit einer Hamburger Anwältin vor das Verwaltungsgericht Schleswig zu ziehen.

Doch bis dato blieb es bei der Ankündigung - vielleicht sind auch deshalb die Organisatoren so gelassen geblieben. Weiterhin werden Eintrittskarten verkauft, laufen Werbespots im Fernsehen und werden Tag für Tag neue Programmpunkte oder deren Teilnehmer im Detail vorgestellt. Die Umsetzung des Wortgeplänkels aus dem 1985 erschienenen vierten Band der Comic-Reihe »Werner - Eiskalt!« soll jedenfalls - im schnoddrigen »Werner«-Jargon gesprochen - nichts weniger als »der größte Knaller seit Ben Hur« werden. »Werner«-Erfinder Feldmann will es auf der 600 Meter langen Piste diesmal jedenfalls wissen. Immer wieder hatte er erzählt, er habe das Rennen seinerzeit nur verloren, weil er sich auf seiner Rennmaschine verschaltet habe. Da Feldmann schon im Jahr 2004 eine Neuauflage des Rennens auf dem Lausitzring im Süden Brandenburgs verloren hatte, steht für ihn einiges auf dem Spiel.

Doch gewinnen wollen beide Haudegen am 2. September schon deshalb, weil dem Verlierer laut »Werner«-Logik der Gang zum sogenannten Schmähturm droht - und dort dann der Bewurf mit Katzenscheiße. Viele Fans freuen sich jedenfalls jetzt schon auf »Bölkstoff« und »Tass Kaff«, um tief in die »Werner«-Welt einzutauchen.