Was ist mit dem Opel meines Opas?

Karlen Vesper wundert sich über scheinheilige staatliche Angeberei

Mein Großvater verklagte die Bundesrepublik. Als Rechtsnachfolgerin des faschistischen Staates und Arbeitgeberin alter Nazis war sie seiner Ansicht nach verpflichtet, die ihm 1933 bei seiner Verhaftung und Einweisung ins KZ Börgermoor beschlagnahmte Habe zurückzuerstatten. Die bescheidene Liste des gelernten Maurers umfasste Bücher, eine Schreibmaschine und ein altes Automobil Marke Opel, das ihm seine Partei, die KPD, für illegale Kurierfahrten und antifaschistische Netzwerkerei besorgt hatte. Er bekam nichts zurück vom Staat, der Durchhaltegenerälen und furchtbaren Juristen hohe Pensionen zahlte und »Kriegsverluste« ersetzte; erst im anderen deutschen Staat erhielt er eine Opferrente. Wie ihm erging es vielen von den Nazis Verfolgten, Verfemten, Eingesperrten, Enteigneten, Exilierten in der Bundesrepublik. Theaterbetreiber Karl Wolffsohn prozessierte jahrelang um das ihm Geraubte; für ein »arisiertes« Varieté wurde er nie entschädigt.

Da ist man etwas verwundert ob der Meldung aus dem Bundesamt für offene Vermögenswerte über 5000 noch ungeklärte Ansprüche aus der NS-Zeit auf Flurstücke, Unternehmen und bewegliche Sachen. Verbunden mit dem Vorwurf, die DDR habe selten ausgeglichen, sowie der stolzen Verlautbarung, das werde seit der Vereinigung nachgeholt. Diese Republik hat fürwahr keinen Grund, ihre Adlerflügel angeberisch zu spreizen.

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