Katar eilt der Türkei zu Hilfe

Mit 15 Milliarden Dollar soll der türkischen Wirtschaft und Währung aufgeholfen werden

  • Oliver Eberhardt, Kairo
  • Lesedauer: 3 Min.

Am Ende noch ein Händedruck für die Kameras, und während Katars Emir Tamim bin Hamad al-Thani lächelte, der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan staatsmännisch-grimmig keine Miene verzog, erlebten die Finanzmärkte auch schon das erste Ergebnis des Treffens zwischen den beiden Staatsoberhäuptern: Die türkische Lira legte um sechs Prozent zu, zwar nur zeitweilig, »aber immerhin«, sagt Hami Aksoy, Sprecher des türkischen Außenministeriums: »Diese Entwicklung ist ein unumstößlicher Beweis dafür, wie tief die Freundschaft zwischen Katar und unserem Land ist.«

15 Milliarden Dollar, das sind gut 13,2 Milliarden Euro, will Katar »umgehend«, so ein Sprecher Tamim ben Hamads, in der Türkei investieren; nach Auskunft Aksoys war es der Emir, der dieses Geld angeboten hat: »Wir sind uns einig, dass dies eine Investition ist, die sich für beide Seiten auszahlen wird.«

Dabei gehe es aber nicht vorrangig um mögliche finanzielle Gewinne. Denn wie, wann und wo das Geld verwendet werden soll, ist nur in Grundzügen bekannt: Mitarbeiter des katarischen Finanzministeriums berichten, die Milliarden sollten vor allem in die Banken und die Finanzmärkte fließen; konkrete Projekte und Ziele könnten sie noch nicht benennen.

Doch wie gesagt: Ums Geld geht es angeblich nicht an erster Stelle. Beide Länder pflegen bereits seit Jahrzehnten enge Beziehungen miteinander, seit dem Beginn der Katar-Krise im Juni 2017, dem Putschversuch in der Türkei ist daraus eine sehr enge Freundschaft geworden. Nachdem im Juli 2016 Teile des Militärs versucht hatten, Erdogan abzusetzen, war Tamim ben Hamad der erste ausländische Staatschef, der dem türkischen Präsidenten öffentlich Unterstützung zusagte. Und nachdem Saudi-Arabien und mehrere Staaten der Golfregion eine Blockade gegen Katar verhängt hatten, schickte die Regierung in Ankara innerhalb weniger Tage Güter auf den Weg, um Versorgungsengpässen vorzubeugen.

Außerdem wurde von da an auch der bereits 2015 vereinbarte Bau einer türkischen Militärbasis auf der Halbinsel vereinbart. Waren dort zunächst gerade einmal an die 100 Soldaten stationiert, berichten ausländische Diplomaten in der katarischen Hauptstadt Doha, dass die Zahl der türkischen Militärangehörigen mittlerweile bei mehreren tausend angelangt sei.

Die Nähe kommt nicht von ungefähr: Die außenpolitischen Präferenzen der beiden Regierungen decken sich sehr stark. So pflegt man sowohl in Ankara als auch in Doha Beziehungen zur iranischen Regierung, sehr zum Gram von US-Präsident Donald Trump und des saudischen Kronprinzen Mohammad bin Salman. Zudem ist beiden Regierungen das Streben bin Salmans nach einer regionalen Vormachtstellung nicht geheuer. Katar und die Türkei und Katar haben auch die palästinensische Hamas nicht als terroristische Vereinigung eingestuft. Dazu kommt, dass beide Staaten sich als Schützmächte der Muslimbruderschaft verstehen, die bis 2013 in Ägypten den Präsidenten stellte und in Syrien gegen die Regierung kämpft. Gleichzeitig hilft man sich in den Konflikten, die daraus mit anderen Staaten der Region oder den USA entstehen.

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