nd-aktuell.de / 18.08.2018 / Politik / Seite 3

US-Presse und Trump

Internationale Presse

Berlingske, Dänemark

Achtung, Grabenkrieg

Auf der einen Seite ist es nachvollziehbar und verständlich, dass amerikanische Zeitungen ihren Protest in Leitartikeln formuliert haben, in denen sie sich dagegen wehren, dass Trump die Medien unter Generalverdacht stellt. Auf der anderen Seite sollte die Presse nicht der Verlockung nachgeben, sich in einem Grabenkrieg gegen Trump zu verschanzen, was einige amerikanische Medien leider getan haben. Berlingske schreibt diesen Leitartikel deshalb nicht als Teil einer kollektiven Aktion, sondern weil die Angriffe des Präsidenten auf die Presse ein solches Ausmaß angenommen haben, dass man sich an dieser prominenten Stelle damit beschäftigen muss.

Cyprus Mail, Zypern

Besorgniserregend

Das, was Trump tut, nämlich die Nachrichtenorganisationen systematisch zu untergraben und sie als »Feinde des amerikanischen Volkes« zu bezeichnen, ist ein schlechter Dienst für die lange Tradition der freien Rede und der Demokratie in den USA, zu der die freie Presse einen großen Beitrag geleistet hat. Am besorgniserregendsten ist, dass 51 Prozent der (Anhänger der) Republikaner die Medien tatsächlich als Feind des amerikanischen Volkes betrachten, was darauf hindeutet, dass Trumps Fake-News-Ausbrüche Wirkung zeigen. Dies wird ihn ermutigen, mit derselben Taktik fortzufahren, ungeachtet der Leitartikel in den US-Medien.

Gazeta, Russland

Alle Grenzen verletzt

Er hat bei Twitter mehr Abonnenten als jede große amerikanische Zeitung. In letzter Zeit hat Trump damit begonnen, im Umgang mit den Medien alle Grenzen zu verletzen. Und wenn man nach den Aussagen der Pressesprecherin des Weißen Hauses geht, hat die US-Regierung auch nicht vor, ihre Rhetorik zu ändern.

El País, Spanien

Mit den Mächten der Finsternis

Mit dieser Aktion machen die Medien auf etwas aufmerksam, was wir auch in Europa beachten sollten, wo mehrere Regierungen das Abdriften des US-Präsidenten positiv bewerten. Populismus und Sensationsgier sind zwei Seiten derselben Medaille, die beide am Ende die Demokratie zerstören können. Präsident Trump will die USA mit den Mächten der Finsternis vereinen, indem er mit autoritären Regimen nachgiebig umgeht und das Amerika von Lincoln, Jefferson, Roosevelt und Obama in ein nostalgisches Relikt vergangener Zeiten verwandelt.

Takungpao, Hongkong

Nicht beeindruckend

Das wird wohl weder den Präsidenten noch seine Anhänger beeindrucken. Schließlich muss man nicht die Menschen überzeugen, die in der Lage sind, einen Leitartikel zu lesen, sondern vielmehr jene, die bei Trumps Auftritten seinen Hasstiraden gegen die Presse begeistert zujubeln. Man sollte auch nicht vergessen, dass Trump damals trotz fehlender Unterstützung der etablierten Zeitungen in den USA die Wahl gewonnen hat.

Delo, Slowakei

Ein Funken Wahrheit

In der giftigen Wortwahl Trumps steckt ein Funken Wahrheit, schließlich haben die Medien anfangs seine Kampagne aufgebauscht, nach dem Motto: Es ist vielleicht nicht gut für Amerika, aber für die Zuschauerzahlen. Jetzt halten sie ihre Verachtung für den Neuen im Weißen Haus kaum zurück. Die US-Demokratie ist wohl stark genug, um Trump zu überleben. Doch seine Angriffe gegen die Medien sind umso gefährlicher, als dass sie mit einer Krise der Presse zusammenfallen. Zeitungshäuser in den USA schließen ihre Türen und entlassen Journalisten - was Wasser auf die Mühlen der Machthaber ist.

Dagens Nyheter, Schweden

Wichtige Erinnerung

Angriffe gegen Medien waren schon Teil von Trumps Strategie im Wahlkampf, aber seit seiner Amtsübernahme wird der Ton immer rauer. Nun haben mehr als 300 US-Zeitungen protestiert. Ihre Publikationen sind eine wichtige Erinnerung an den engen Zusammenhang zwischen freien Medien und einer freien Gesellschaft.