nd-aktuell.de / 21.08.2018 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 14

Goldene Zeiten für Garten- und Landschaftsbau

Thüringen: Private Nachfrage nach Fachbetrieben steigt - unter anderem aus demografischen Gründen

Erfurt. Die Auftragslage im Thüringer Garten- und Landschaftsbau ist nach Branchenangaben so gut wie nie zuvor. »Im Bereich Gartenpflege liegen wir mit einer durchschnittlichen Vollbeschäftigung für die kommenden 15 Wochen sogar leicht über dem Bundesdurchschnitt von 14 Wochen,« sagte der Präsident des Fachverbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (FGL) Hessen-Thüringen, Jens Heger, der dpa. Im Bereich Neubau entspreche die Auslastung mit 16 Wochen im Voraus derjenigen in anderen Bundesländern.

Als Hauptgrund nannte Heger die gestiegene private Nachfrage, die für etwa 60 Prozent der Aufträge verantwortlich zeichne. »Aus unserer Sicht liegt das zum Teil an der gestiegenen Wirtschaftskraft - immer mehr Menschen können es sich leisten, einen Fachbetrieb zu beauftragen.« Aber auch die demografische Entwicklung spiele eine Rolle: Oft würden Gärten umgestaltet, um weniger Arbeit mit ihnen zu haben. Ältere Menschen, die nicht mehr so viel wie früher im Garten machen könnten, übertrügen solche Tätigkeiten ebenfalls zunehmend Profis. In Thüringen hat der FGL laut Website 67 Mitglieder, im benachbarten Hessen sind es 239. Zusammen beschäftigen die Betriebe demnach rund 6900 Mitarbeiter. Vor allem Gärten mit Natursteinen liegen nach Verbandsangaben im Trend, aber auch spezielle Beleuchtungen, hochwertige Gartenmöbel und der Bau von Außenküchen seien gefragt. Heger: »Früher ging es eher um den Kauf eines teuren Autos oder einer Leder-Couch, heute wollen es viele im eigenen Garten schön haben - ein Wohnzimmer im Grünen, sozusagen.«

Eher negativ bewertete der Verbandspräsident den Trend zum geschotterten Vorgarten. »Das ist nicht nur aus ökologischer Sicht eine Fehlentwicklung. Große Kiesflächen machen auf lange Sicht auch deutlich mehr Arbeit.« So sei Laub zwischen den Steinen nur schwer zu entfernen, Unkraut habe dort leichteres Spiel. Das bringe teilweise einen erheblichen Mehraufwand im Vergleich mit einem dicht bepflanzter Garten. Seit Jahren steigen in Thüringen die Auftragszahlen. »Wer einen Garten vom Fachmann einrichten lassen will, sollte deshalb frühzeitig planen«, riet Heger. Das bestätigte Marko Vogt vom Betrieb Außengestaltung Vogt in Sickerode (Kreis Eichsfeld): »Wie bei vielen Kollegen sind unsere Auftragsbücher voll. Für dieses Jahr sind wir ausgebucht.«

Auch die anhaltende Trockenheit sorgt für mehr Arbeit: Wo normalerweise höchstens einmal im Monat eine Bewässerung nötig sei, müsse nun im Extremfall mehrmals wöchentlich gegossen werden - mit entsprechendem Personalaufwand, erklärte Heger. Diese Stunden fehlten dann wieder an anderer Stelle. Besonders im Frühjahr gesäte Rasenflächen müssten aufwendig gepflegt werden.

»Gartenbesitzer sollten darüber nachdenken, sich eine eigene Wasseruhr für die Bewässerung anzuschaffen«, riet Vogt. Dadurch ließen sich Abwassergebühren vermeiden. Auch der Bau von Zisternen zur Wasserspeicherung zahle sich bei der aktuellen Witterung schnell aus.

Was Nachwuchskräfte angeht, können die Thüringer Garten- und Landschaftsbau derzeit nach eigener Darstellung nicht klagen: Unter anderem führe die vergleichsweise gute Bezahlung zu großem Interesse. Ausbildungsbetriebe erhielten zudem eine Förderung für Berufsschultage oder Fortbildungen, sagte Heger. dpa/nd