Auch Genossenschaftsbanken finanzieren Atomwaffen

Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen startet Brief-Kampagne

  • Elisabeth Voß
  • Lesedauer: 3 Min.

Im Frühjahr 2018 hatte sogar die Deutsche Bank erklärt, sie würde aus dem Atomwaffen-Geschäft aussteigen. Der Finanzkonzern reagierte damit auch auf Proteste der 2007 gegründeten Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen. Für sein Engagement hatte das Bündnis 2017 den Friedensnobelpreis bekommen.

Am Montag startete die Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) eine Briefkampagne an Genossenschaftsbanken, denn: »Die Bankengruppe der Volks- und Raiffeisenbanken und der Sparda-Bank finanziert Hersteller von Atomwaffen.« Diese Banken sind in der DZ-Gruppe zusammengeschlossen. Deren Holding DZ Bank AG, mit Sitz in Frankfurt am Main, ist die Zentralbank für mehr als 900 Genossenschaftsbanken, die dort die Gelder ihrer Kund*innen anlegen.

Mit ihrer Kampagne kritisiert ICAN, dass die DZ-Bank diese Gelder als Kredite an Rüstungsunternehmen vergibt, beispielsweise an »den siebtgrößten Rüstungskonzern der Welt« Airbus, der »gerade 48 neue Atomraketen für die U-Boote der französischen Marine« baut. »Jede Rakete trägt sechs bis zehn Sprengköpfe, und jeder Sprengkopf hat die zehnfache Zerstörungskraft der Hiroshima-Bombe«, führt ICAN aus. Auch die Investmentgesellschaft der DZ Bank, Union Investment, sei an mindestens zwölf Firmen beteiligt, die Atomwaffen herstellen.

Die DZ Bank wirbt in ihrer »WerteWelt« mit Nachhaltigkeit und Genossenschaftswerten. Zur Frage ihrer Geldanlagen bleibt sie nebulös. Sie prüfe »sämtliche Kreditanfragen im Hinblick auf Nachhaltigkeitsaspekte«, bestimmte Branchen seien ausgeschlossen und es würde auf die Einhaltung internationaler Standards geachtet. Im FairFinanceGuide, der regelmäßig untersucht, ob Banken internationale ethische, soziale und nachhaltige Standards einhalten, schneidet die DZ Bank überhaupt nicht gut ab. Ihr werden Verstöße in sämtlichen untersuchten Bereichen nachgewiesen.

Auch die anthroposophische GLS Bank, die ihre Geldanlagen vorbildlich offenlegt, hat nach eigenen Angaben derzeit mehr als 628 Millionen Euro bei der DZ Bank angelegt, sowie Schuldverschreibungen der DZ Bank für über 618 Millionen Euro in ihrem Portfolio. Sie weist darauf hin, dass sie »im täglichen Bankgeschäft an die DZ Bank gebunden und auf eine Zusammenarbeit angewiesen« sei. Zum Friedensnobelpreis hatte die GLS Bank ICAN gratuliert und stolz darauf hingewiesen, dass ICAN sich für sie als ihre Bank entschieden habe, weil sie sich hier sicher sein könne, »dass keine Investitionen in Atomwaffen getätigt werden.« Nach wie vor führt ICAN ihr Spendenkonto bei der GLS Bank.

Dass eine Genossenschaftsbank nicht zwangsläufig ihre Kundengelder bei der DZ Bank anlegen muss, zeigt die Geschäftspolitik der Volksbank Eisenberg und ihrer Tochter Ethikbank. Beide legen ihre Geldanlagen ebenfalls offen und erklären auf Nachfrage: »Wir reduzieren unsere Geschäftsverbindung mit der genossenschaftlichen Zentralbank auf das gesetzlich Notwendige, nämlich die Abwicklung unseres Zahlungsverkehrs und die Sicherstellung der Liquidität. Wir tätigen keinerlei Investitionen in Kapitalmarktprodukte der DZ Bank (Zum Beispiel Unternehmensanleihen oder Aktien) und sind auch als eine der wenigen Genossenschaftsbanken bewusst nicht an der DZ Bank beteiligt.«

Ob die Deutsche Bank ihre Zusage einhält und ihre 6,62 Milliarden US-Dollar wirklich aus dem Atomwaffengeschäft abzieht, bleibt abzuwarten. Im Vergleich dazu ist die DZ Bank mit 470 Mio. Dollar in diesem Geschäft (Zahlen laut ICAN) ein deutlich kleinerer Player. Aber jeder Dollar, der Atomwaffen finanziert, ist falsch angelegt.

Mit ihrer Kampagne »Keinen Cent für Atomwaffen« ruft ICAN dazu auf, dass Kund*innen einen Brief an ihre Genossenschaftsbank schicken, mit dem sie diese dazu auffordern, sich bei der DZ Bank für den Ausstieg aus dem Atomwaffengeschäft einzusetzen. Mit wenigen Mausklicks ist eine Beteiligung möglich.

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