Schilda lässt grüßen

Karlen Vesper findet die Komödie um das Einheitsdenkmal nicht lustig

Der Kaiser will Schilda besuchen, um sich dero selbst zu überzeugen, ob es wahr ist, was man über die Bewohner der Stadt sagt. Er lässt sie vorab wissen, sie mögen ihn »halb geritten und halb zu Fuß« empfangen. Die Schildbürger beraten lange und kommen dem Potentaten dann auf Steckenpferden entgegen. Woraufhin der Monarch ihnen absolute Narrenfreiheit garantiert. Eine solche würde er auch Deutschen heute gewähren. Angesichts des Dramas um das Einheitsdenkmal, das an das Leid um einen Flughafen erinnert. Nach jahrelangem Streit, ob die Würdigung der ’89er Ereignisse der »Heldenstadt« Leipzig oder Berlin gebühre, favorisierte der Bundestag 2007 Spree-Athen. Nach erster erfolgloser Ausschreibung für das Erinnerungsmal setzte sich beim zweiten Anlauf eine Schale durch. Der für 2013 avisierte Baubeginn verzögerte sich mehrfach, wegen Fledermäusen und historischen Mosaiken am geplanten Ort, schließlich wegen Haushaltsstopp. Nun vereiteln ihn sandiger Untergrund und Risse am Sockel der einstigen Reiterstatue des Kaisers. Denkmalschutz kontra Denkmal.

Die unendliche Tragikomödie krönt der sich in Chemnitz jüngst auf gruselige Weise bewahrheitende Titel des Einheitsdenkmals: »Bürger in Bewegung«. Wir sind satt - aller Kaiser wie blinder Verfassungshüter, der Einheitswippe sowie der Nazis und ihnen einfältig folgender Bürger.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal