nd-aktuell.de / 12.09.2018 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 20

Kampf den Kippen

An den Stränden des Mittelmeers stehen den Rauchern schwere Zeiten bevor

Sebastian Kunigkeit, Carola Frentzen und Laura Krzikalla

Madrid. Für die einen ist ein Zigarettchen am Strand der pure Urlaubsgenuss, für andere sind Qualm und Kippen im Sand der reinste Alptraum. In Spanien werden derzeit Rufe nach »playas sin humo« (rauchfreien Stränden) immer lauter, um speziell Familien mit Kindern während der Ferien ein Ambiente ohne Rauch und Zigarettenstummel zu garantieren. Immer mehr Gemeinden kommen der Forderung nach - so der berühmte Badeort Lloret de Mar in Katalonien. In der angesagten Partyhochburg wurde das Rauchen am gesamten Strand »Sa Boadella« sowie an vier Strandabschnitten untersagt.

»Sein Handtuch ausbreiten zu können, ohne zu befürchten es auf Zigarettenkippen abzulegen, ist etwas, für das man auf der ganzen Welt dankbar ist«, sagte Stadtrat Jordi Orobitg. In mehreren Sprachen verfasste Banner weisen Badegäste auf das Verbot hin, Bürgerbeauftragte informieren die Urlauber direkt über die neue Regelung. Das Rathaus habe einige Beschwerden erhalten, jedoch überwiege der Zuspruch der Feriengäste, so Orobitg. Er hofft, dass Lloret de Mar - das jährlich 1,3 Millionen Besucher zählt - zur Verbreitung rauchfreier Strandzonen in Spanien beiträgt.

Vorreiter der Idee war die Region Galicien im Nordwesten, wo bereits 2012 eine solche Maßnahme gestartet wurde. Heute ist in der Region an 79 Stränden (11,5 Prozent) Rauchen verboten, so die Zeitung »El Periódico«. Es folgt Katalonien, wo zwölf Strände zigarettenfrei sind. Auch in der Region Murcia im Südosten, auf Ibiza und Gran Canaria gibt es vereinzelt entsprechende Verbote. Auf Mallorca hat noch keine Gemeinde das Rauchen an Stränden verboten, so eine Sprecherin des Verbandes der Kommunen. In Andalusien wurde im Sommer 2018 ein 500 Meter langer Strandabschnitt in Motril zur »playa sin humo« erklärt. Bußgelder werden bislang nicht verhängt, da dies im spanischen Anti-Tabak-Gesetz nicht vorgesehen ist. Gran Canaria bildet eine Ausnahme: Dort kostet das Qualmen am rauchfreien Strand bis 450 Euro.

In Frankreich hat Nizza an der Côte d’Azur schon vor Jahren einen Strand zur Nichtraucherzone erklärt. Inzwischen sind Zigaretten an mehreren Dutzend Küstenabschnitten nicht willkommen, der Sender France 3 sprach von 50 tabakfreien Stränden. Auch in Cannes wurden zwei Strandabschnitte zur Nichtraucherzone erklärt. Bei Verstößen droht ein Bußgeld von 38 Euro. In Cap Ferret am Atlantik hat die Gemeinde an einem Strand Schilder »Strand ohne Tabak« aufgestellt, setzt aber auf Freiwilligkeit: »Das ist ein Test. Es gibt kein Verbot«, sagte der Bürgermeister. »Wir hoffen dass die Leute verstehen werden, dass man die Umwelt und seine Nachbarn respektieren muss.« In der Hauptstadt Paris werden derzeit Nichtraucherparks getestet. In sechs öffentlichen Grünanlagen soll zunächst für vier Monate nicht geraucht werden. Bußgelder sind nicht vorgesehen. Große Parks wie der Jardin du Luxembourg sind nicht betroffen.

Auch in Italien gibt es rauchfreie Strände vom norditalienischen Ligurien (Sant’Antonio delle Fornaci) bis ins südliche Kalabrien (Praia a Mare). In Bibione an der Adria bescherte das Projekt »Respira il mare« (»Atme Meeresluft«) 2014 dem Land den ersten rauchfreien Strand überhaupt. Ein kommunales Gesetz sieht vor, dass auf dem Strandabschnitt zwischen Meer und der ersten Sonnenschirmreihe nicht geraucht werden darf. Unter den Schirmen ist das Qualmen zwar noch erlaubt, Raucher wurden aber gebeten, auch dort die Finger davon zu lassen. »Das Gesetz wurde gut aufgenommen. Bis jetzt hat sich niemand beschwert«, betont eine Sprecherin des Tourismusbüros in Bibione. Der Bürgermeister von Bibione sagte: »Alle haben mitgearbeitet, Raucher und Nichtraucher, und bis heute mussten wir nicht eine Strafe verhängen.« Das Wegwerfen von Zigarettenstummeln ist an Stränden in ganz Italien verboten und wird mit Strafen von bis zu 300 Euro geahndet. Daran halten sich aber nur wenige, vor allem an frei zugänglichen Stränden liegen oft haufenweise Kippen. dpa/nd