Idlib ohne Zauberformel

Roland Etzel zur Vereinbarung Russlands mit der Türkei

  • Roland Etzel
  • Lesedauer: 2 Min.

Erdogan und Putin haben mit der Vereinbarung von Sotschi zu Idlib einen in dieser Tragweite kaum erwarteten politisch-diplomatischen Erfolg erzielt, standen sie sich doch als Repräsentanten tief im Syrien-Krieg verwickelter Regionalmächte dort als Antipoden gegenüber: der eine sehr eindeutig für den Sturz Assads, der andere genauso unmissverständlich dagegen.

Doch sie schafften das. Ganz ohne Zauberformel. Denn es gibt weitere Konfliktlinien in Europa/Vorderasien, wie jene zwischen der EU und der Türkei sowie zwischen Russland und dem Westen allgemein, und diese schieben Ankara und Moskau fast ohne deren eigenes Bestreben auf dieselbe Seite der imaginären Barrikade.

Das gefällt im Westen sehr wenig. Und so fällt der Beifall, dass es nun bis auf Weiteres nicht zum zuvor so lautstark gegenüber Putin geforderten Verzicht auf den Sturm Idlibs kommt, erkennbar säuerlich aus. Man misst mit zweierlei Maß. So schweigsam, wie die Befreiung Mossuls in Irak vor Jahresfrist nach monatelangen Angriffen der US-Luftwaffe erfolgte, bei denen man nie auch nur nach einem zivilen Opfer fragte, so sehr wurden jetzt schon im Vorhinein die Zahlen der getöteten Zivilisten hochgerechnet. Und die moralische Schuld dafür allein Assad und den Russen zugeschoben. Nein, die Friedensnobelpreisträgerin EU hat auch bei Idlib die Chance verpasst, sich wenigstens im Nachhinein der unverhofften Ehre durch die Jury aus Oslo würdig zu erweisen.

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