Journalist im Hambacher Forst abgestürzt und gestorben

Bei dem Verunglückten handelt es sich um einen Journalisten / Mann war aus 20 Metern Höhe von Hängebrücke gefallen / Beutin: Polizeieinsatz muss sofort beendet

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Bei der Räumung des Hambacher Forstes ist ein Mann aus einem Baum gestürzt und anschließend verstorben. Die Höhe wird von Augenzeugen laut Meldungen im Kurznachrichtendienst Twitter mit etwa 20 Metern angegeben. Zunächst wurden laut Journalisten vor Ort von Sanitätern Wiederbelebungsmaßnahmen eingeleitet. Anschließend wurde der Mann per Rettungshubschrauber zur weiteren medizinischen Versorgung abtransportiert.

Vergeblich: Der betroffene Journalist ist tot. Das meldete die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf einen Polizeisprecher etwa zwei Stunden nach dem Vorfall. Der Mann war nach ersten Erkenntnissen über eine Hängebrücke zwischen zwei Baumhäusern gelaufen und dabei durch die Brücke gebrochen, erklärte ein Polizeisprecher.

Laut Angaben der Besetzer aus dem Hambacher Forst sei der Mann «ein Freund» gewesen, «der uns seit längerer Zeit im Wald journalistisch begleitet». Zum Zeitpunkt des Vorfalls hätte die Polizei versucht, das Baumhausdorf zu räumen. Kurz vor dem Sturz sei ein Spezialeinsatzkommando dabei gewesen, einen Aktivisten in der Nähe der Hängebrücke festzunehmen. Das erklärten die Aktivisten in einer Mitteilung. Es dürfen keine weiteren Menschenleben gefährdet werden«, schrieb die Initiative »Hambi bleibt« in ihrem Blog.

Die Polizei Aachen hingegen schrieb auf ihrem Twitteraccount, zum Zeitpunkt des Unfalls hätte es »KEINE polizeilichen Maßnahmen« gegen das Baumhaus gegeben, in dem sich der Verunglückte aufgehalten hatte. Sie appellierte an die Aktivisten, sich nicht in Gefahr zu begeben.

Die Aktivisten aus dem Hambacher Forst wollen hingegen, dass Polizei und RWE den »gefährlichen Einsatz stoppen« und den Wald verlassen. Nun sei ein »Moment der Ruhe« nötig. Ein »Sprecher der Aktivisten sagt, das haben alle nicht gewollt«, twitterte Kathrin Vogler (LINKE). »Der Wald trauert.« Der klimapolitische Sprecher der Linksfraktion im Bundestag, Lorenz Gösta Beutin, appellierte an die schwarzgelbe NRW-Landesregierung, den Einsatz sofort zu beenden, »um weitere Unglücksfälle zu verhindern«. Das tragische Ereignis zeige, dass eine Räumung von Baumhäusern in teilweise über 30 Meter Höhe »ein nicht kalkulierbares Risiko« sei.

Auch RWE äußerte sich zu dem Unglück: »Wir sind zutiefst erschüttert und bedauern den tragischen Unfall im Hambacher Forst sehr. Wir sind in Gedanken bei den Angehörigen des Verstorbenen.« Ein Sprecher der Aachener Staatsanwaltschaft konnte am Abend noch nicht sagen, ob Ermittlungen eingeleitet würden.

Auf Twitter löste der Unfall zahlreiche heftige Reaktionen aus. Viele Gegner des Braunkohleabbaus forderten RWE und die Polizei auf, die Räumungsarbeiten jetzt dauerhaft einzustellen. Andere Nutzer fragten, was der Journalist bei den Aktivisten in den Bäumen zu suchen gehabt habe.

Der schwere Unfall ereignete sich am siebten Tag des großangelegten Polizeieinsatzes, mit dem derzeit Baumhäuser von Klimaaktivisten im Hambacher Forst westlich von Köln geräumt werden. Zuvor hatten die Beamten zwei Sitzblockaden von Kohlegegnern aufgelöst, wie ein Polizeisprecher vor Ort sagte. An einer Mahnwache im Hambacher Forst nahmen Beamte einen Kohlegegner fest.

Bis zum Mittwochnachmittag waren 39 der gut 50 Baumhäuser geräumt. Der Energiekonzern RWE will im Herbst weite Teile des Forstes abholzen, um weiter Braunkohle abbauen zu können. nd mit Agenturen
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