Beste Freunde

Ernie und Bert sind jetzt offiziell schwul, oder doch nicht? Der Autor der Puppen-Serie nahm seine Aussage wieder zurück

  • Christof Meueler
  • Lesedauer: 2 Min.

Die besten Kinderfernsehserien funktionieren auf mehreren Ebenen. Sie können von Kindern und Erwachsenen geschaut werden. »SpongeBob Schwammkopf« zum Beispiel ist lustiger als »Die Simpsons«, weil seine Folgen nicht so lang, nicht so familiär, aber viel philosophischer sind. Mal geht es um einen unsichtbaren Seifenblasenfreund von »Spongie« (könnte an der Uni jedes Heidegger- bzw. Sartre-Seminar diskutieren), mal um ein »kaputtes Lachgetriebe« (wer das gesehen hat, kann sich das »Kulturindustriekapitel« von Horkheimer/Adorno schenken). Kleine Kinder finden es ebenfalls köstlich.

Jetzt heißt es: Ernie und Bert seien schwul. Muss man da wie Bert senkrecht nach hinten kippen? Nein, gar nicht. Das wusste man doch schon immer.

Doch am Sonntag hat es Mark Saltzman, langjähriger Drehbuchschreiber der »Sesamstraße«, offiziell erklärt. Er wurde von dem Magazin »Queerty« gefragt, ob er Bert und Ernie als schwules Pärchen gesehen habe. Saltzman: »Ohne große Agenda habe ich beim Schreiben von Bert und Ernie immer gedacht, das seien sie.«

Kinder hat das erst interessiert, als sie älter wurden. Doch die Macher der »Sesamstraße« hat das sofort interessiert. Wie spießig sind denn die? Die Firma Sesame Workshop erklärte am Dienstag auf Twitter: »Bert und Ernie sind beste Freunde«, mehr nicht. »Auch wenn sie als männlich dargestellt werden und viele menschliche Charakterzüge haben, bleiben sie Puppen und haben keine sexuelle Orientierung.« Diese Bemerkung könnte man auch mal an der Uni diskutieren - Gender Studies, bitte übernehmen.

Auch Saltzman musste am selben Tag in der »New York Times« widerrufen. Er und sein Lebensgefährte seien die beiden gegensätzlichen Charaktere, die sich lieben, erklärte er. Als hätte da jemand die Realität mit der »Sesamstraße« verwechselt. Wie bitte? »In der Aufregung wurde daraus irgendwie: Bert und Ernie sind schwul«, sagte er.

Und nun eine ganz andere Frage: Was ist mit SpongeBob und dem Seestern Patrick? Ganz ohne »große Agenda«?

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