Evangelischer Kirchentag schließt AfD-Vertreter aus

Beschluss: Fließenden Übergang in der Partei zur extremen Rechten / Dialog mit Wählern und Sympathisanten der AfD dagegen erwünscht

  • Lesedauer: 2 Min.

Dortmund. AfD-Parteimitglieder erhalten auf dem evangelischen Kirchentag 2019 in Dortmund kein Forum. Vertreter der Rechtspartei würden »nicht zur Mitwirkung auf Podien und zu Diskussionsveranstaltungen des 37. Deutschen Evangelischen Kirchentages in Dortmund eingeladen«, heißt es in einem Beschluss des Kirchentagspräsidiums, den der Deutsche Evangelische Kirchentag am Mittwoch in Fulda veröffentlichte.

In dem Beschluss heißt es, der Kirchentag verstehe sich als »offenes Forum für faire Debatten über aktuelle Themen in Kirche und Gesellschaft«. Nicht eingeladen werde jedoch »wer sich rassistisch äußert«. Zudem würden Personen nicht eingeladen, die Äußerungen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit verbreiteten. Weiter heißt es, in der AfD gebe es mittlerweile einen fließenden Übergang zur extremen Rechten und Verbindungen zu verfassungsfeindlichen Netzwerken. Respekt und Klarheit seien jedoch Kernbestandteile des Kirchentages.

Mit Wählern und Sympathisanten der AfD will die evangelische Laienorganisation dagegen ausdrücklich den Dialog suchen, wie aus dem Beschluss des Kirchentagspräsidiums hervorgeht. Wer sich gegenwärtig in den gesellschaftlichen und politischen Debatten nicht wiederfinde, bleibe eingeladen.

Die AfD sei auf dem Weg zu einem »Frontalangriff auf die liberale Demokratie«, unterstrich Kirchentagspräsident Hans Leyendecker in einem Interview mit der »Zeit«-Beilage. »Ich möchte niemanden auf einem Podium haben, der der Auffassung ist, die Demokratie muss weg.« Die Partei von heute sei nicht mehr jene von vor zwei oder fünf Jahren, so Leyendecker. »Die AfD entwickelt sich rasend weiter nach rechts, die Radikalisierung der Partei schreitet voran«, so der Präsident. Heute knüpfe die Partei im Bundestag bewusst an nationalsozialistisches Gedankengut und Sprache an. »Da darf der Kirchentag nicht stumm bleiben.«

Der Umgang christlicher Laienbewegungen mit der AfD sorgte in der Vergangenheit immer wieder für Diskussionen. Beim Katholikentag 2016 in Leipzig wurden AfD-Vertreter explizit nicht eingeladen. Beim evangelischen Kirchentag 2017 in Berlin gab es dagegen eine Diskussion zwischen der damaligen Sprecherin der Vereinigung »Christen in der AfD«, Anette Schultner, und dem Berliner Landesbischof Markus Dröge. Beim Katholikentag in diesem Jahr in Münster nahm an einer Diskussion mit Politikern aller im Bundestag vertretenen Parteien auch der AfD-Kirchenpolitiker Volker Münz teil. Mit dem neuen Beschluss präzisierte der Deutsche Evangelische Kirchentag seine Leitlinien. Agenturen/nd

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