nd-aktuell.de / 29.09.2018 / Politik / Seite 7

Iran weist die Vorwürfe Israels zurück

Netanjahu zeigt vor den UN Fotos von »Atomlager«

Teheran. Iran hat den jüngsten Auftritt des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu zu einem »geheimen« Atomprogramm Teherans zurückgewiesen. Keine »Show« werde »jemals verschleiern, dass Israel das einzige Regime in unserer Region mit einem ›geheimen und nicht deklariertem‹ atomaren Waffenprogramm ist«, schrieb Außenminister Mohammed Dschawad Sarif am Freitag auf Twitter. Israel gilt als einzige Atommacht im Nahen Osten, obwohl es den Besitz von Kernwaffen bisher offiziell nicht bestätigt hat. Auch dem Atomwaffensperrvertrag ist das Land nicht beigetreten.

Netanjahu hatte Iran beschuldigt, in Teheran ein »geheimes Atom-Lagerhaus« im Rahmen seines Nuklearprogramms zu unterhalten. In den vergangenen Wochen habe die Regierung daraus 15 Kilogramm radioaktives Material entfernt und in der Hauptstadt verteilt, sagte er in seiner Rede bei der UN-Vollversammlung am Donnerstag. Dazu hielt er am Pult des Plenarsaals eine Karte mit dem angeblichen Standort des Lagerhauses sowie ein Foto von dessen mutmaßlichem Eingang in die Höhe. Die Atomenergiebehörde IAEA rief er auf, die Stätte zu untersuchen. »Was Iran versteckt, wird Israel finden«, so Netanjahu. Außerdem zeigte er eine Luftaufnahme der libanesischen Hauptstadt Beirut, auf der drei angebliche Raketen-Lagerstätten der pro-iranischen Hisbollah eingezeichnet sind. Die Hisbollah lagere die Raketen in der Nähe des Flughafens und missbrauche dabei libanesische Bürger als menschliche Schutzschilde. Kurz darauf veröffentlichte auch die israelische Armee Bilder und Videoaufnahmen von den mutmaßlichen Stätten. Die Hisbollah versuche dort, Boden-Boden-Raketen in Präzisionsraketen umzuwandeln, hieß es in der Mitteilung der Armee.

Ende April hatte Netanjahu Iran bereits vorgeworfen, umfangreiche Forschungen zum Bau einer Atombombe für einen möglichen künftigen Gebrauch heimlich aufbewahrt zu haben. Seinerzeit hieß es, der israelische Geheimdienst habe Zehntausende Dokumente aus einem »geheimen Atomarchiv« sichergestellt. Iran wehrte sich auch damals gegen die Vorwürfe und sprach von alten Anschuldigungen, mit denen sich die IAEA bereits befasst habe. Auch die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini hatte sich skeptisch geäußert. Das internationale Atomabkommen mit Iran bezeichnete Netanjahu als weiteren Schritt auf dem Weg zum Krieg. »Dieser Deal hat den Krieg nicht verdrängt, sondern noch näher an unsere Grenzen gebracht.« Agenturen/nd