nd-aktuell.de / 12.10.2018 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 12

Sechs Zentimeter zu viel

Der Düsseldorfer Stadtbahn-Prototyp ist für mehrere Bahnhöfe im geplanten Einsatzgebiet zu breit

Düsseldorf. Ein Planungsfehler mit möglicherweise teuren Folgen: Weil er zu breit ist, kann ein Prototyp der neuen Düsseldorfer Stadtbahn in Duisburg einige U-Bahn-Haltestellen nicht anfahren. Bei einer Probefahrt vergangene Woche war der Zug an der Haltestelle einer gemeinsamen Linie gegen die Bahnsteigkante einer Niederflurbahn gestoßen.

»Diese Engstelle ist bei der Kon-struktion der Bahn nicht berücksichtigt worden«, sagte Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher. »Eine blöde Sache. Wir haben da gepennt. Wir haben den verflixten Bahnsteig einfach nicht berücksichtigt.«

Zwischen Bahnsteigkante und Fahrzeug fehlten sechs Zentimeter Luft. »Der Hersteller konnte es nicht berücksichtigen, weil er die Maße gar nicht kannte.« Die übersehenen Bahnsteige gibt es in sechs U-Bahn-Haltestellen. Es geht um neue Hochflur-Stadtbahnen des Typs HF6. Hersteller ist Bombardier. Das städtische Nahverkehrsunternehmen Rheinbahn hat 43 Bahnen bestellt für rund drei Millionen Euro das Stück. In Düsseldorf sollen 38 von ihnen vor allem alte U-Bahnen auf den Linien 75 und 77 ersetzen. Geplant ist aber auch ein Einsatz auf der Linie U79, die die Rheinbahn gemeinsam mit der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) betreibt und die die beiden Städte am Rhein miteinander verbindet. An den betroffenen Haltestellen in Duisburg gibt es sowohl Hochflur- als auch Niederflur-Bahnsteige. Die Hoffnungen der Rheinbahn ruhen jetzt auf Bombardier. »Jetzt reden wir mit dem Hersteller, ob er baulich etwas ändern kann«, sagte der Rheinbahn-Sprecher. Es sei noch offen, »ob man mit ein paar Handgriffen 'was machen kann oder ob es gravierender ist. «

Bis Ende 2019 sollen die ersten 25 Bahnen ausgeliefert werden, die restlichen bis September 2020. Der Planungsfehler werde »mit ziemlicher Sicherheit Kosten verursachen«, sagte Schumacher. Über deren Höhe könne man aber noch nichts sagen.

Warum die Duisburger Bahnsteige übersehen wurden, soll jetzt intern aufgearbeitet werden. Bei der Testfahrt in der vergangenen Woche waren Anbauteile des Drehgestells gegen den Niederflur-Bahnsteig gestoßen. Ein DVG-Sprecher sagte, bei dem Zwischenfall sei der Bahnsteig nicht beschädigt worden.

Am Mittwoch hieß es, die neuen Wagen könnten auch andere Linien bedienen und müssten nicht unbedingt für die Verbindung nach Duisburg eingesetzt werden. Indessen wurde bekannt, dass Dutzende der Düsseldorfer Straßenbahnen aus den 1980er und 1990er Jahren Risse haben. An 49 von 91 Bahnen seien die Schäden entdeckt worden, teilte die Rheinahn mit. dpa/nd