Zeitreise mit Höhen und Tiefen

Der ADMV feierte am Wochenende in Blossin sein 50-jähriges Jubiläum

50 Jahre ADMV - zu diesem Jubiläum hatte der nach der Wende weiterhin seine Selbstständigkeit bewahrende Motorsportverband mit 10 000 Mitgliedern ausschließlich in den neuen Bundesländern am Sonnabend, dem Gründungstag vor genau 50 Jahren, zu einem Festakt ins Sport- und Bildungszentrum in Blossin geladen. 120 ADMV-Vertreter feierten hier 50 Jahre ADMV unter dem Motto: »Wir halten Tradition und laden ein in die Zukunft«. Die meisten in der festlichen Runde waren in betagtem Alter. Sie haben ein Gutteil der 50 Jahre Allgemeiner Deutscher Motorsport-Verband aktiv bestritten. Kein Wunder also, dass Hartmut Pfeil, seit 1991 ADMV-Präsident, in seiner Festrede besonders »das ehrenamtliche Engagement für einen gemeinnützigen und nach wie vor bezahlbaren Motorsport« würdigte. »Waren schon in der Vergangenheit die Leistungen im ADMV nur auf der Grundlage solidarischer und uneigennütziger Zusammenarbeit vieler Mitglieder möglich, so gilt dies erst recht für die vor uns liegende Zeit.« Das Jubiläum glich einer »Zeitreise 50 Jahre Motorsport« mit Höhen und Tiefen in Wort und Bild, was die Uraufführung eines 45-minütigen Films besonders anschaulich machte. Zur Runde der Geladenen gehörten auch etliche, die mit ihren sportlichen Leistungen ADMV-Geschichte schrieben. Gabriele Hüller, mit 32 DDR-Meistertiteln im Wasserski die national erfolgreichste ADMV-Sportlerin, schilderte, wie »in der Freizeit unermüdlich am Material gebastelt« wurde und man sich »gegenseitig mit Rat und Tat half, um uns buchstäblich über Wasser zu halten«. Die Berlinerin Monika Petzold, einst renommierte Automobil-Rallyefahrerin, erinnerte daran, wie »schwer es im von Männern dominierten Rallyesport war, sich als Frau durchzusetzen«. Und sie betonte schließlich: »Ich habe die Erfahrung gemacht, dass in der DDR der Motorsport für uns finanzierbar war. Heute ist das alles viel schwieriger und ohne Sponsoren überhaupt nicht mehr möglich.« Bernd Beckhusen, einer der weltbesten Motorbootfahrer, meinte: »Ohne den ADMV wäre ich niemals das geworden, was ich sportlich geworden bin. Das klingt pathetisch, ist aber wahr.« Der heute 67-jährige Berliner, der in Blossin neben vielen anderen für seine 50-jährige ADMV-Mitgliedschaft geehrt wurde, feierte 1969 seinen ersten Weltmeistertitel. Danach wurde er noch vier Mal Vizeweltmeister, einmal WM-Dritter und vier Mal Vizeeuropameister. »Auch in den Jahren nach 1973 dachte ich nicht ans Aufhören«, blickte der 24-fache DDR-Meister vom MC Post Berlin zurück. »Als selbständiger Kfz-Meister habe ich viel an Booten und Motoren herumgetüftelt, um mit unseren bescheidenen Möglichkeiten mit der Konkurrenz mitzuhalten. Das war trotzdem eine schöne Zeit.« 1973 war ein einschneidendes Jahr in der Geschichte des ADMV, der nach dem DTSB-Beschluss, nicht mehr alle olympischen Sportarten zu fördern, zwangsläufig auch für den Motorsport entscheiden musste, nicht mehr an internationalen Meisterschaften im »kapitalistischen Ausland« teilzunehmen. »Um so mehr freute ich mich«, so Beckhusen bei der Jubiläumsfeier, »dass 1989 der neue DTSB-Präsident Klaus Eichler den ADMV-Sportlern wieder jede Unterstützung auch finanzieller Art gewährte. Ich holte nach der Wende noch drei WM-Medaillen und einmal EM-Silber. Das wäre sonst gar nicht möglich gewesen. 1994 mit 54 Jahren hörte ich als WM-Dritter endgültig auf.« Heute setzt Beckhusen, dessen Frau Dominikanerin ist und der 2000 für ein paar Jahre in die Dominikanische Republik ging, auf seinen siebenjährigen Sohn Mike. »Er ist ein talentierter Kartfahrer. Ich denke, er macht seinen Weg.« Beckhusen ist inzwischen samt Familie nach Berlin zurückgekehrt, damit der Sohn hier dem Kartsport und der Schulausbildung an der deutsch-spanischen Europaschule nachgehen kann. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass die ADMV-Chronik eines Tage...

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