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Sie sind tatsächlich wieder da

Christoph Vandreier entlarvt Geschichtsrevisionismus und warnt vor der Wiederkehr des Faschismus in Deutschland

Das Cover zeigt eine Fotomontage von John Heartfield: aus dem Jahre 1933: «Werkzeug in Gottes Hand? Spielzeug in Thyssens Hand!» Hitler als Marionette des allmächtigen Kriegsprofiteurs und Kriegsverbrechers. Einleitend erinnert Christoph Vandreier an den Bestseller von 2012 «Er ist wieder da» von Timur Vermes, der drei Jahre später auch als Kinofilm erfolgreich war. Eine Satire, bei denen vielen das Lachen im Halse stecken blieb, so der Autor.

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Christoph Vandreier: Warum sind sie wieder da? Geschichtsfälschung, politische Verschwörung und die Wiederkehr des Faschismus in Deutschland.
Mehring-Verlag, 185 S., br., 12,90 €.

Der langjährige Sprecher der trotzkistischen Jugend IYSSE und stellvertretende Vorsitzende der Sozialistischen Gleichheitspartei ist besorgt. Seit Chemnitz ist klar: «Sie sind tatsächlich wieder da.» Neonazis, Rechtsextreme, Mitläufer. Vandreier räumt ein, die AfD sei noch keine Massenpartei, der braune Mob verfüge noch nicht über solch gewaltbereite Horden wie einst Hitler & Co. «Aber die Neonazis genießen schon heute die Unterstützung von breiten Teilen des Staatsapparates und werden gezielt aufgebaut und ermutigt.» In der Tat, man erinnere sich der V-Leute im Umfeld des NSU, Agent Provocateure, oder den Maaßen-Skandal.

Vandreier konzentriert sich in seinem Buch indes auf die Akademiker, Medien und Parteien. Er war aktiv in den Auseinandersetzungen an der Berliner Humboldt-Universität involviert kontra die Geschichtsfälschungen von Jörg Baberowski («Verbrannte Erde»«) und Robert Service (mit seiner Trotzki diffamierenden Biografie) sowie wider die Leugnung der deutschen Kriegsschuld 1914 durch Christopher Clark (»Die Schlafwandler«) und Herfried Münkler (»Der große Krieg«). Die heftigen Proteste des Studierendenparlaments prallten an einer arroganten Universitätsleitung ab, die sich, so des Autors Vorwurf, auf die Unterstützung der rot-rot-grünen Landesregierung stützen konnte. Was Jahrzehnte dank Fritz Fischers Buch von 1961, »Griff nach der Weltmacht«, Konsens war, die unheilige Allianz der Expansionsinteressen des deutschen Kapitals mit staatlichem Chauvinismus, werde aufgeweicht. Dazu gehöre die Rehabilitierung von Ernst Nolte, der den Völkermord der Nazis als Reaktion auf den Bolschewismus relativierte und dessen Sohn Georg Nolte heute als kriegerischer Völkerrechtler an der Humboldt-Universität lehrt.

»Die Fälschung der Geschichte, die 2014 an Fahrt aufnahm, war Bestandteil einer umfassenderen Kampagne für eine ›außenpolitische Wende‹«, schreibt Vandreier und misst dem Bundespräsidenten und Pfarrer a. D. Joachim Gauck hier eine exponierte Stellung zu. Der Autor setzt sich mit dem rechten Verleger Götz Kubitschek und dem SPD-Politiker Thilo Sarrazin auseinander, ebenso mit Sönke Neitzel, dem öffentlich-rechtlichen TV-Guru nach dem Abgang von Guido Knopp. Ausführlich geht er auf die Entstehung von AfD und Pegida ein, benennt die sozialen Ursachen für Rechtspopulismus und Rechtsradikalismus, geißelt die Selbstgleichschaltung der Medien, den Missbrauch akademischer Einrichtungen für Rüstungsforschung und Militär und insbesondere auch die Wandlung der Grünen von Pazifisten zu Kriegstreibern.

Wer wissen will, wie gefährlich es um Deutschland bestellt ist, der lese dieses Buch.

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