Nur dabei statt mittendrin

Die G5 sind zum unverbindlichen Dialog nach Heiligendamm eingeladen

Die G8-Staaten repräsentieren schon längst nicht mehr die acht größten Volkswirtschaften. China liegt schon an vierter Stelle und andere Schwellenländer wie Indien und Brasilien holen mächtig auf. Mehr als einen unverbindlichen Dialog jedoch haben die G8 nicht im Angebot.

Exklusivität verträgt keine Schwellenländer. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte schon bei ihrer Regierungserklärung zum G8-Gipfel einer Erweiterung des exklusiven G8-Clubs eine deutliche Absage erteilt. »Wir wollen die G8 nicht zu einer G13-Gruppe erweitern.« Die G8 verstünde sich nicht nur als Club der starken Wirtschaftskräfte, sondern auch als Wertegemeinschaft, lautet das Argument. Die von Tony Blair schon vor dem Gipfel in Gleneagles 2005 angestellte Überlegung einer Aufstockung zu einem G13-Club, die auch vom damaligen Kanzler Gerhard Schröder unterstützt wurde, steht in Heiligendamm definitiv nicht zur Debatte. Doch der normativen Kraft des Faktischen kann sich die gelernte Physikerin dann doch nicht entziehen: »Wir wissen: Ohne die Schwellenländer sind Fortschritte etwa beim Klimaschutz, bei der Welthandelsrunde oder beim besseren Schutz des geistigen Eigentums heute nicht denkbar. Daher werden wir schon beim G8-Gipfel in Heiligendamm am 8. Juni mit den Staats- und Regierungschefs aus China, Indien, Brasilien, Mexiko und Südafrika zusammenkommen.« Nicht nur jene sind als Gäste geladen. In Heiligendamm wird sich die Teilnehmerzahl am letzten Gipfeltag verdoppeln. Mit der Gruppe der Acht und EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso werden beim abschließenden Mittagessen neun Staats- und Regierungschefs aus wichtigen Schwellenländern und afrikanischen Staaten am Tisch sitzen. Neben den G5 auch noch jene aus Ägypten, Algerien, Senegal, Nigeria und Ghana, denn der afrikanische Kontinent steht schließlich mit oben auf der Gipfelagenda. Zuvor wird mit beiden Staatengruppen in separaten Arbeitssitzungen beraten. Kommen die afrikanischen Staatschefs vor allem in der Hoffnung, dass die G8 ihre 2005 gemachten Zusagen bekräftigen und erfüllen, ohne dass sie selbst viel Verhandlungsmasse bieten können, haben die Schwellenländer allen Grund zum Selbstbewusstsein. Die boomenden Schwellenländer China und Indien haben mittlerweile ein größeres weltwirtschaftliches Gewicht als Italien oder Kanada. Und viele Themen der G8 – Klimaschutz, Stabilität der weltweiten Finanzmärkte, der Schutz geistigen Eigentums oder die Hilfe für Afrika – sind ohne Beteiligung dieser Länder nicht zu lösen. Deswegen werden die G5 seit 2001 zum »Dialog« eingeladen. Vor allem China wird immer wieder als mögliches künftiges Mitglied genannt. Wenn es nur nach der Wirtschaftskraft geht, hätte China längst einen Anspruch darauf, zu den führenden Industrienationen gezählt zu werden. In den letzten Jahren hat sich das »Reich der Mitte« bis auf Platz vier der internationalen Wirtschaftsrangliste vorgearbeitet. Politisch ließe sich eine Erweiterung der G8 auf eine G13 gut als Demokratiegewinn verkaufen. Die Gruppe würde dann formal über 50 Prozent statt nur zwölf Prozent der Weltbevölkerung vertreten. Die Kritik an der Institution des exklusiven Staatenclubs würde ein solcher Schritt kaum mindern: Denn die gilt nicht nur der Tatsache, dass sich wenige Staatschefs anmaßen, über das Los von Milliarden von Menschen zu entscheiden. Die Kritik gilt auch dem Wirtschaftssystem, das die G8 wie kaum eine andere Institution repräsentiert...

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