nd-aktuell.de / 14.12.2018 / Sport / Seite 16

Hoffen auf 2026

Mit einer eigenen Wettkampfserie starten jetzt endlich auch die Frauen international

Gerald Fritsche, Leipzig

Die Nordische Kombination der Frauen - sie entwickelt sich. Auf diesen kurzen Nenner könnte man das bringen, was in der jüngsten nordischen Disziplin derzeit passiert. An diesem Wochenende startet im amerikanischen Steamboat Springs die fünf Wettkampforte und elf Wettkämpfe umfassende Continentalcup-Serie, die die springenden und laufenden Frauen auf das vorbereiten soll, was dann ab der Saison 2020/21 auf sie wartet: eine eigene Weltcupserie und die erste Weltmeisterschaft in Oberstdorf.

Möglicherweise erleben die besten 20 Frauen der Saison 2019/2020 auch schon das Weltcupfinale der Männer in Schonach als Aktive mit. So sieht es zumindest der langfristige Plan vor, den Horst Hüttl federführend mit aufgestellt hat. Der Sportliche Leiter Skisprung und Nordische Kombination beim Deutschen Skiverband (DSV) gehört zu einer Expertengruppe des Weltverbandes FIS, die sich mit der Entwicklung der Frauen-Kombination beschäftigt.

Vornehmlich von dem, was diesbezüglich in Deutschland passiert, ist Hüttl schwer begeistert: »Das ist schon beeindruckend.« Der DSV habe sein Wettkampfsystem geöffnet, in den Nachwuchsklassen starten Jungs und Mädchen gemeinsam. In der Altersklasse der Zwölfjährigen gibt es nun bereits eine eigene Mädchenserie mit insgesamt 43 Springerinnen, von denen sich 35 auch in der Nordischen Kombination versuchen. »Das war so nicht zu erwarten«, meint Hüttl.

Mittlerweile hat der DSV drei C-Kader-Athletinnen für die Kombination: Jenny Nowak aus Sohland, die Buchenbergerin Sophia Maurus und Anna Jäckle aus Schonach. Sie starten im Continentalcup. Nowak geht mit der Empfehlung als erste Siegerin bei Juniorenweltmeisterschaften in die Saison. Die drei kommen über das Skispringen, gehören dort noch zur Lehrgangsgruppe 2A. Für Bundestrainer Andreas Bauer ist der Umstieg kein Problem. »So arbeiten wir im DSV. Jeder Kadersportler soll das machen, wo er am erfolgreichsten sein kann. Nicht alle Springerinnen sind auch für den Lauf geeignet. Es wird also nicht so ausgehen, dass wir plötzlich keine Springerinnen mehr haben werden«, betont er. Hüttl bestätigt: »Es ist unsere Philosophie, dass wir generell mit einer kombinierten Ausbildung beginnen und die Spezialisierung später erfolgt. Bei den Frauen werden wir sehr lange zweigleisig fahren und bis zuletzt offen sein. Ich glaube, es wird weltweit nur ganz wenige geben, die sowohl Springen als auch Kombination im Erwachsenenbereich machen.«

International wird mit der Kombination der Frauen noch sehr unterschiedlich umgegangen. Neben Deutschland unternehmen Norwegen, Slowenien, Japan und Russland große Anstrengungen. Spezielle Projekte gibt es zudem in Frankreich und Italien. Nachholbedarf bescheinigt Hüttl dagegen Österreich. Aber das hat auch Gründe. »Es war natürlich ein Schlag ins Gesicht, dass die Nordische Kombination der Frauen nicht ins olympische Programm für 2022 aufgenommen wurde. Nun hoffen wir auf 2026«, betont Hüttl. dpa/nd