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Nur jeder vierte Baum schadfrei

Berlins Wälder haben Hitze und Trockenheit aber getrotzt, ihr Zustand blieb stabil gut

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 4 Min.

»Der Waldzustand bleibt im Vergleich zum Vorjahr weitestgehend konstant. Die Folgen der ausgeprägten Trockenheit 2018 sind noch nicht erfasst und werden erst in den Folgejahren sichtbar werden.« So lautet das Fazit des am Dienstag in der Berliner Umweltverwaltung vorgestellten Waldzustandsberichts für 2018.

Stefan Tidow (Grüne), Staatssekretär für Umwelt und Klimaschutz, erinnerte daran, dass es gerade die beiden zurückliegenden Jahre - 2017 mit Starkregen- und Sturmereignissen, 2018 mit Trockenheit und Hitze - in sich hatten. »Sie haben den Berliner gezeigt, was im Zuge des Klimawandels auf uns zukommt.« Dennoch habe man am Ende keine erhebliche Zunahme der sichtbaren Schäden festgestellt. Der Gesundheitszustand der Waldbäume sei vergleichbar mit der Zeit vor den trockenen, heißen Sommern 2015 und 2016. Für eine abschließende Bewertung des Hitzesommers sei es aber zu früh.

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Insgesamt belegt der Bericht, dass 2018 die Waldfläche, die deutliche Schäden aufweist, mit 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr unverändert geblieben ist. Die leicht geschädigte Fläche ist leicht gewachsen und umfasst mehr als die Hälfte der Wälder, ohne sichtbare Schäden ist inzwischen nur noch reichlich ein Viertel. »Insgesamt hat sich der Zustand gegenüber 2017 leicht verschlechtert«, so Tidow.

Bei Betrachtung der einzelnen Baumarten zeigt sich ein differenziertes Bild: Während sich der Anteil der schadfreien Kiefernbestände - immer noch die beherrschende Art - weiter verschlechtert hat, zeigen die Eichen - der häufigste Laubbaum in den Wäldern - bislang wenig Dürreschäden, unverändert ist ungefähr jede Fünfte tadellos. Doch die Eichen hätten schon deutlicher auf den Klimastress von 2018 reagiert - der Anteil der deutlich geschädigten Bestände steigt auch in diesem Bestand. Allerdings heißt es im Bericht: Insgesamt seien die Schäden an den Laubbaumarten 2018 in etwa gleich geblieben.

Nach Einschätzung von Staatssekretär Tidow zeige sich, dass der mit dem Berliner Mischwaldprogramm eingeschlagene Weg richtig sei. Es sehe vor, den Anteil an Laubbäumen von aktuell einem Drittel auf 60 Prozent im Jahr 2050 zu steigern. Von 2012 bis 2018 seien 2,3 Millionen Laubbäume gepflanzt worden. Auch 2019 sei im Haushalt ein Budget in Höhe von 1,4 Millionen Euro dafür vorgesehen.

»Der Hitzesommer hat deutlich gemacht, wie wichtig unsere Wälder für das Berliner Klima sind. Sie sind eine wichtigste CO2-Senke. Etwa 13 Millionen Tonnen Kohlendioxid sind ober- und unterirdisch in ihnen gebunden, und jedes Jahr kommen 100 000 Tonnen hinzu«, so Tidow. Zudem seien sie enorm wichtig für die Bildung von Grundwasser. Laubbäume versickern, da sie im Herbst ihre Blätter abwerfen, deutlich mehr Wasser im Boden. Beim derzeitigen Anteil sind das pro Jahr 12,5 Millionen Kubikmeter, bis 2050 dürfte die Leistung um ein Drittel zunehmen.

Mischwaldprogramm - das bedeutet vor allem auch Neuanpflanzungen. Ausgerechnet auf diesem Gebiet hat Trockenheit und Hitze 2018 in den Forsten »verbrannte Erde« hinterlassen. An die 300 000 Setzlinge sind buchstäblich vertrocknet. Von den 385 000 im Herbst 2017 gepflanzten Bäumchen seien Dreiviertel eingegangen, so Stefan Tidow. »Weil die Bäume einfach zu klein und noch nicht so gut verwurzelt waren.«

Nach Angaben von Elmar Lakenberg, Leiter der Berliner Forsten, sollen dafür 2019 rund 300 000 Sämlinge nachgepflanzt werden. Mit ähnlichen Verlusten sahen sich nach nd-Informationen auch Landschaftsparks und Friedhöfe konfrontiert. Laut Lakenberg habe man sich entschlossen, die für dieses Jahr geplanten 400 000 Stück trotz noch nicht überwundener Trockenheit noch im späten Herbst 2018 zu setzen, damit sie von den einsetzenden Niederschlägen noch profitieren und anwachsen können.

Laubbäume wie Eichen reagierten im Vergleich zu Nadelbäumen eigentlich schneller als Nadelbäume auf Stressfaktoren, bestätigte Elmar Kilz, Leiter des Forstamtes Grunewald. Dass sich die Schäden in Grenzen hielten, liege auch daran, dass die Bäume nach dem niederschlagsreichen Jahr 2017 in der ersten Jahreshälfte zunächst noch ausreichend mit Wasser und Nährstoffen im Boden versorgt waren.

Anhaltende Sorgen bereiten der Umweltverwaltung die Berliner Straßenbäume. Hier müsse man die Bezirke und Grünflächenämter nach den Jahren des Sparens dahingehend ertüchtigen, dass sie materiell und personell in der Lage sind, das Stadtgrün zu wässern und zu pflegen, so Tidow. Im Nachtragshaushalt seien 13 Millionen Euro dafür eingeplant. Aus Sicht von Forstamtsleiter Kilz seien vor allem Streusalz und Wassermangel für den schlechten Zustand vieler Straßenbäume verantwortlich. »Wird gestreut, kann darüber soviel Klima sein wie es will - dann macht das Salz jeden Baum kaputt.«

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