nd-aktuell.de / 22.12.2018 / Politik / Seite 23

Selbstoptimierung

Dagegen VI

In der Schule müssen wir jetzt in unseren Schulplaner einmal die Woche ein Ziel schreiben, das wir erreichen wollen. Die Sätze sollen immer mit »Ich werde« anfangen, und dann ein Ziel, das wir »smart« finden. »Smart« ist eine Abkürzung für irgendetwas, das an der Pinnwand in unserer Klasse erklärt ist. Es soll ein Ziel sein, das schaffbar ist. Ich finde das doof, weil es nichts bringt. Man kann sich ja irgendwelche Ziele ausdenken. Also habe ich bisher geschrieben »Ich werde meinen Kaugummi ausspucken« oder »Ich werde an mein Sportzeug denken«, obwohl die Sportsachen sowieso in der Schule bleiben. Als Ziel habe ich auch »Ich werde meinen Dienst nicht vergessen« aufgeschrieben. Dabei werden wir in der Klasse eh an den Aufräumdienst erinnert, den wir machen müssen.

Unsere Lehrerin findet die Idee mit den smarten Zielen nicht so schlecht, glaube ich. Im Unterricht sagt sie drei oder vier Namen und die Schüler müssen dann ihre Ziele vorlesen. Die Lehrerin fragt dann: »Ist das smart?« Und wir sollen antworten ja, weil so und so, oder nein, weil so und so. Die meisten aus meiner Klasse schreiben was Leichtes als Ziel in den Schulplaner, manche einfach gar nichts. In unserem Heft sollen wir auch »Meine Erkenntnis der Woche« ausfüllen. Da schreibe ich so gut wie nie etwas rein, das wird aber auch nicht vorgelesen. Wofür das wichtig ist, weiß ich nicht. Das Ziel muss ja für eine ganze Woche gelten, aber man hat ja jeden Tag ein anderes Ziel. Eigentlich könnte man auch kleine Sachen, wie den Bus zur Schule kriegen, so nennen. Matti Sprügel, 12 Jahre