25.000 Jugendliche streiken für mehr Klimaschutz

Aktionsnetzwerk »Fridays for Future« spricht von Protesten in 50 Städten / Grüne: »Auch die Interessen junger Menschen müssen von der Bundesregierung ernst genommen werden«

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Tausende junge Menschen haben am Freitag bundesweit den Unterricht in ihren Schulen und Universitäten geschwänzt, um für mehr Klimaschutz und einen Kohleausstieg auf die Straßen zu gehen. Nach Angaben des Organisationen rund um das lockere Aktionsnetzwerk »Fridays for Future« kamen dabei in mehr als 50 Städten »weit mehr« als 25.000 Schüler, Auszubildende und Studierende zusammen.

Die »Fridays-for-Future«-Bewegung (Freitage für die Zukunft) wird durch die schwedische Schülerin Greta Thunberg inspiriert und findet immer mehr Anhänger. Sie streikt seit etwa einem halben Jahr jeden Freitag vor dem Parlament in Stockholm und will den Soloausstand fortsetzen, bis die Regierung die auf dem Pariser Klimagipfel 2015 gemachten Zusagen einhält.

Aus der Idee entwickelt sich zunehmend eine internationale Kampagne von jungen Menschen, die der Politik Versagen bei der Lösung einer der zentralen Zukunftsprobleme zu ihren Lasten vorwerfen. So beteiligten sich nach Angaben der »Fridays-for-Future«-Bewegung bereits am Donnerstag in Belgien mehr als 12.000 Schüler an Bildungsstreiks und Demonstrationen.

»Wir wollen eine Zukunft - unsere Regierungen müssen endlich handeln und konsequent auf Klimaschutz setzen«, erklärte »Fridays for Future« über den Kurzbotschaftendienst Twitter am Freitag zu den Kundgebungen in Deutschland. Demnach versammelten sich vielerorts hunderte Schüler, obwohl die Teilnahme während der Schulzeit nicht offiziell freigegeben war.

Das hat zu Diskussionen unter Lehrern und Schuldirektoren über mögliche Schulverweise geführt. Diese findet der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, »sinnlos«, wie er dem Bayerischen Rundfunk am Freitag sagte. »Das ist was Positives! Ich freue mich, wenn sich Schüler politisch engagieren.« Falls Jugendliche an seinem Gymnasium streikten, müssten sie den verpassten Unterricht nachholen - in Form von Diskussionsrunden über den Klimaschutz.

Eine konkrete Forderung auf den bundesweiten Demonstrationen war der Kohleausstieg. Für kommenden Freitag kündigte »Fridays for Future« vor diesem Hintergrund bereits eine neuerliche große Demonstration vor dem Bundeswirtschaftsministerium in Berlin an. In der Hauptstadt trifft sich an diesem Tag die sogenannte Kohlekommission, die bis Anfang Februar Wege zum Ausstieg aus der Kohleverstromung in Deutschland erarbeiten soll.

Umweltschutzorganisationen begrüßten die Proteste, auch die Grünen im Bundestag unterstützten die Aktionen. »Junge Menschen haben ein gutes Gespür dafür, dass aus Gründen von kurzfristiger Gewinnmaximierung und Besitzstandswahrung ihre Zukunft auf der Kippe steht«, erklärte die Grünenfraktion. Die Proteste machten Mut.

Die Grünen-Abgeordnete Beate Walter-Rosenheimer sagte zum Streik: »Die Bundesregierung muss nun endlich ihren Beitrag im Kampf gegen die Klimakrise erfüllen. Das bedeutet einen Ausstieg aus der Braunkohle sowie einen Umstieg auf saubere Mobilität.« Und: »Auch die Interessen junger Menschen müssen von der Bundesregierung ernst genommen werden und in politische Entscheidungen einfließen.« Agenturen/nd

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